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Die "Revolution der bildenden Künste" (G. Armano, 8. 5. 1798): Der Wandel in der Kunst des späten 18. Jahrhunderts wird in Italien, vor allem in Venedig, als eine "rivoluzione del gusto" (Revolution des Geschmacks; J. Guarana 1786) erlebt. Venedig, ein Zentrum des Rokoko, entdeckt nun die Magie der Klassik. Doch was bedeutet "Klassik" zur Zeit Goethes? Die Ausstellung in Überlingen dokumentiert die überraschenden und vielgestaltigen Erscheinungen der neuen klassischen Bewegung ab 1760. Insgesamt 90 herausragende Skulpturen, Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle und Gouachen aus dem Museo Correr, dem weltberühmten Stadtmuseum am Markusplatz in Venedig, illustrieren den Epochenwandel, der das aristokratische Venedig um 1800 in das bürgerliche Zeitalter überführte. 75 Werke dieser Ausstellung waren noch nie in Deutschland ausgestellt – und zwei Exponate sind Neuentdeckungen aus dem Jahr 2003, die nun zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Die ideale Schönheit Unter dem Einfluss von Paris, London und Rom entwickelt Venedig um 1760 neue Idealvorstellungen für die Kunst: Klarheit statt Verklärung – so lautet nun die Devise. Die fortschrittlichen Maler und Bildhauer ringen um eine "einfache", "wahre" und zugleich "erhabene" Sprache der Kunst, wie es der Venedigreisende Goethe und die venezianischen Zeitgenossen um 1780 ausdrücken. Es gibt nun keinen einheitlichen Leitstil mehr, wie es vom Mittelalter bis zum Ende des Barockzeitalters üblich war. Die modernen Künstler – in Venedig vor allem Pier Antonio Novelli – propagieren vielmehr einen Pluralismus, ein Nebeneinander vieler gleichwertiger Stile, die jeder Künstler beherrschen und je nach Situation und Auftraggeber anwenden sollte.

Die Ausstellung ist in verschiedene Sektionen eingeteilt: Die erste Sektion "Die stilistische Vielfalt der antibarocken Bewegung" definiert den vielschichtigen Begriff der "Klassik" und zeigt, dass es nicht nur einen einzigen klassischen Stil gab. Die zweite Sektion "Ein neuer Künstlertyp entsteht: der universal gelehrte Literat" dokumentiert die Entwicklung eines neuen Künstlerselbstverständnisses im späten 18. Jahrhundert.

Die dritte Sektion "Die Antike wird erforscht und neu interpretiert" dokumentiert, was die venezianischen Künstler um 1800 an der griechisch-römischen Antike besonders schätzten: "la simmetria, la semplicità, il carattere (die Symmetrie, die Einfachheit, den Charakter)", wie es Giovanni Triffon Novello um 1820 formulierte. Die vierte Sektion "Mensch und Figur" dokumentiert den Wandel des Menschenbildes um 1800. Die fünfte Sektion "Die venezianische Kunst der Vedute" zeigt, dass sich nach 1800 nur das motivische und thematische Spektrum der Vedutenkunst erweiterte. Stilistisch griff man auf die Vorbilder des 18. Jahrhunderts zurück. Die sechste und letzte Sektion "Der Triumph des Ornaments" beschäftigt sich mit den Freskendekorationen von Profanbauten nach 1800. Die Werkauswahl dokumentiert, dass das Ornament zunehmend über die inhaltliche und allegorische Aussage der Fresken dominierte. Die Fresken zeigen in besonderem Maße den Einfluss der archäologischen Ausgrabungen von Herculaneum und Pompeji auf die Kunst um 1800.

Pressetext

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Mythos Venedig - "Sehnsucht nach Klassik"
Venezianische Meisterwerke um 1800 aus dem Museo Correr zum 200. Todestag von Pier Antonio Novelli

mit Werken von Canaletto, Antonio Canova, Francesco Guardi, Pietro Longhi, Pier Antonio Novelli, Giovanni Battista Tiepolo, u.a.