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Das was Moritz Götzes Bilder zu Bildern macht, ist neben der Farbbalance die permanente Erzählung. Fortlaufend werden Geschichten erzählt. Er hat ein wiederkehrendes Personal, ganz wie ein Bühnenensemble. Staunend entdecken sie eine sich immerfort wandelnde Welt. Mann und Frau sind nie intim, sie sind immer unterwegs. Alle sind immer im Gespräch, weisen mit ausgestreckten Zeigefinger auf die Phänomene ihrer Bühnenwelt. Ganz wie in der deutschen Romantik bei Caspar David Friedrich, wandeln dort unsere Stellvertreter durch eine imaginierte Landschaft. Diese Landschaft ist immer wieder neu. Es ist eine Landschaft an der gearbeitet wird. Und die Erzählung ist Arbeit an einer Welt in der niemand den Anderen bedrängt. Götzes Bilder sind fortwährende Behauptung, dass Gesellschaft nur dann ist, wenn kommuniziert wird. Kunst sei in Bilder verpackte Geschichte. Jede Zeichnung ist eine angefangene Erzählung. Wir können uns seine Arbeiten nicht anschauen ohne zu fragen: Was machen die Leute da schon wieder? Es sind immer Bildgeschichten und deshalb gibt es letztlich für seine Arbeit nur zwei verbindliche Einflüsse: die gotische Plastik und den Comic. Nur eines liegt diesem Personal nicht - die Melancholie, selbst wenn sie sich Mühe geben, sie schaffen es einfach nicht, bedrückt auszusehen. Moritz Götze ist ein Sammler. Er sammelt das Material für seine an Details überquellenden Bildern, als wäre die europäische Kulturgeschichte ein riesiger Flohmarkt voller Überraschungen und preiswerter Angebote. Er sammelt Unmengen an Material und füllt damit seine Bilder. Diese Bildarchitektur ist streng aufgebaut. Vorn ist vorn und hinten ist hinten. Jeder hat seinen Platz, niemand bedrängt den Anderen. Wenn man den Bildraum als eine Art Bühne sehen will, auf der die Bürger agieren, so fällt auf, dass Götze die separaten Räume für den Fundus fehlen. Alles was die Requisite hergibt, ist auf diesen Bühnen ausgebreitet. Das Sammeln und auch das Auf- und Abzeichnen der zusammengetragenen Objekte ist mit Bedingung des ununterbrochenen Erzählflusses. Dinge sind Träger von Geschichten. Jedes Ding im Bild, jedes Teil, hat Erzählbares abgespeichert. Die Fülle, die Materialdichte auf den Zeichnungen strahlt diese gespeicherte Erzählung ab. Die Zeichnung murmelt vor sich hin und animiert den sich nicht beobachtet fühlenden Betrachter, selbst vor sich hin zu murmeln.

Rüdiger Giebler 2005

Pressetext

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Moritz Götze "Kapital Anlage"