press release only in german

MIRRORS AND WINDOWS
19. Juni – 3. Oktober 2021

Eröffnung: 18. Juni 2021

Wir befinden uns in einer Zeit des kollektiven Lernens und Verlernens. Repräsentationen, (un)-bewusste Sprachgewohnheiten, institutionelle Strukturen werden auf den Prüfstand gestellt, korrigiert und Gegenkonzepte für die Zukunft artikuliert. Der Vorgang des Lernens leitet dabei Transformationen ein und markiert gleichzeitig einen privilegierten Raum, der Ausschlüsse bewirken kann. Wer hat Zugang zu Wissen? Von wem wird gelernt und aus welchen Blickwinkeln? Lehrende sind Identitäten, die maßgeblich unsere Anschauungen der Welt prägen, denn im Prozess des Lernens wirkt sich die Reflexion (Mirrors) auf die Wahrnehmung und Bildung von Perspektiven (Windows) aus.

Weibliche Studierende bilden mittlerweile mehr als die Hälfte der Studentenschaft an Kunsthochschulen in Deutschland, sie sind jedoch nicht in Anzahl und Diversität in Museen, auf dem Kunstmarkt sowie in der Lehre repräsentiert. Die Ausstellung in der Sammlung Philara widmet sich dem hundertjährigen Jubiläum der Zulassung von Frauen* an der Kunstakademie Düsseldorf.

Mit der Ausstellung Mirrors and Windows wird der Fokus auf die dort lehrenden Frauen gerichtet. Durch die Zusammenführung von Werken ehemaliger und aktueller Professorinnender Bildenden Kunst der Kunstakademie Düsseldorf möchten wir die Möglichkeit wahrnehmen, auf die Errungenschaften und weiterhin bestehenden Ungleichheiten aufmerksam zu machen und eine Bestandsaufnahme von Frauen* im Kunstbetrieb anzustiften. Welche positiven Veränderungen wurden bereits angestoßen und welche Hürden bestehen weiterhin?

Die Ausstellung möchte mit ihrer formalen Setzung keine geschlechtsspezifischen Territorien reproduzieren, sondern einen mehrstimmigen Raum unterschiedlicher, brillanter künstlerischer Herangehensweisen und Erfahrungen zusammenführen. Die in der Sammlung gezeigten Arbeiten sind in der Befragung der eigenen Position, Grenzziehung und der Reflexion von Machtausformungen innerhalb ihrer Entstehungszeit anverwandt. Darunter kann das Verhandeln von geschlechtsspezifischen Rollenzuschreibungen, die Wechselwirkung von privaten und öffentlichen Politiken, die Hinterfragung herkömmlicher Sprachkonventionen und Deutungshoheiten sowie Strategien der Aneignung und Einflussnahme zählen.

Neben Werken renommierter Positionen der Gegenwartskunst verweist die Ausstellung auf Arbeiten von Frauen*,die einem großen Publikum bisher unbekannt geblieben sind, da sie vom System ihrer Zeit nur spärlich erfasst oder ihre Anerkennung weniger prominent bis in die Gegenwart getragen wurden.

100 Jahre, nachdem Frauen Zugang zur professionellen künstlerischen Ausbildung und Berufslaufbahn haben, bestehen weiter-hin strukturelle Benachteiligungen für sie. Ein Blick auf die großen Kunsthochschulen in Deutschland zeigt, dass Frauen* mit intersektionalen Diskriminierungserfahrungen davon noch weitaus stärker betroffen sind und statistisch nicht gesondert aufgeführt werden.

Neben der Ausstellung möchten wir in einer Panel-Diskussion mit unseren Kooperationspartnerinnen, Studierenden der Akademie sowie Akteurinnen des Kunstbetriebs über die institutionellen Rahmenbedingungen und noch vorhandene Benachteiligungen sowie Potenziale und Möglichkeitsräume sprechen.

YeşimAkdeniz, Bernd & HillaBecher, Keren Cytter, SabrinaFritsch, Ellen Gallagher, DominiqueGonzalez-Foerster, Katharina Grosse, Nan Hoover, Franka Hörnschemeyer, Magdalena Jetelová, RitaMcBride, Rissa, Analia Saban, Beate Schiff, AnnaSimons, Rosemarie Trockel, RebeccaWarren, Katharina Wulff

Kuratorinnen: Katharina Klang und Victoria Tarak
Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Hannah Niemeier