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Anlässlich seines zehnjährigen Bestehens präsentierte das Kunstmuseum Wolfsburg in seinem Jubiläumsjahr eine Reihe von Sammlungsausstellungen, die nun von den „Minimalen Konzepten“ abgeschlossen wird. Lag der Schwerpunkt bei der Ausstellung „Treasure Island“ bei einem repräsentativen Überblick und bei „Happy Birthday“ bei den „Geburtstagsgeschenken“ an das Museum, so sind jetzt Minimal und Concept Art als die historischen Ursprünge der Sammlung sowie die Neuinterpretationen dieser künstlerischen Haltungen Thema der Präsentation.

Noch vor Eröffnung des Museums wurde 1992 die Bipolarität von Sammlung und Ausstellung als zentraler Aspekt der Museumskonzeption festgeschrieben. Neben der Organisation einer Vielzahl von Ausstellungen stellte das Kunstmuseum das Wachsen seiner Sammlung regelmäßig in der Ausstellungsreihe Tuning up #1-5 vor und setzte die Reihe der Sammlungsausstellungen seit 1999 mit der Reihe der Updates fort, die allerdings auch schon explizit thematisch ausgerichtet wurden. Seit 2004 hat nun auch die Update-Reihe ihr Ende gefunden. Die Sammlung des Kunstmuseum Wolfsburg besitzt nun einen Umfang, der es dem Haus ermöglicht mit der Sammlung zu spielen, sie in wechselnden Konstellationen zu präsentieren und sie auch gegebenenfalls mit ergänzenden Leihgaben in Beziehung zu setzen. Die Sammlung wird in Zukunft daher eine immer prominentere Rolle im Kontext der Ausstellungsplanung spielen.

Diese Sammlungsausstellung ist thematisch ausgerichtet. Sie konzentriert sich auf künstlerische Positionen, die sich als Reaktion auf den abstrakten Expressionismus entwickelt haben und seit ca. 1966 als Minimal Art bzw. Concept Art bezeichnet werden. Mit der Gleichsetzung von reproduzierbarem Artefakt und autonomem Kunstwerk, wie sie für die Minimal Art verbindlich ist, formierte sich in Amerika erstmals eine Kunstrichtung, die keine Parallele auf dem europäischen Festland hatte, dort aber sehr früh rezipiert wurde. Die sich aus der Minimal Art und ihrem Kontext entwickelte Concept Art zeichnete sich dadurch aus, dass die Idee eines Werkes im Vordergrund stand oder wie es Jan Dibbets einmal formuliert hat: „Die Concept Art hat das Konzept vom Objekt getrennt“. Vertreter beider Kunstrichtungen waren in programmatischen Ausstellungen wie Language I-IV (1967-1970), When Attitudes Become Form (Bern 1969) und Op losse schroeven (Amsterdam 1969) vertreten: Carl Andre, Stanley Brouwn, Jan Dibbets, Richard Artschwager, Lawrence Weiner und Bruce Nauman. Auch wenn gegen Mitte der siebziger Jahre Minimal und Concept Art ihren Höhepunkt überschritten hatten, hat es bis in jüngste Entwicklungen hinein immer wieder Anknüpfungen und Auseinandersetzungen mit diesen elementaren Ansätzen gegeben. In diesem Kontext sind die hier gezeigten Arbeiten von Gary Hill, Damien Hirst, Tobias Rehberger und Andreas Gursky zu sehen.

In der Mitte des ersten Raumes, der etwa 3/5 des Südsaales ausmacht, befinden sich die nach Norden ausgerichteten Uncarved Blocks von Carl Andre, mit denen Duomo Spoleto und Octogon Triptych von Jan Dibbets an den Stirnwänden des Raumes korrespondieren. Hier geht es um die Themen Ort und Raum(erfahrung). Im ersten Ostkabinett ist eine Auswahl der Arbeiten von Stanley Brouwn zu sehen. Ausgehend von seinen This Way Brouwn-Arbeiten steht bei Brouwn das Messen von Entfernungen im Vordergrund. Auch in den frühen Videoarbeiten Bruce Naumans wie Stamping in the Studio oder Wall/Floor-Positions ist das Erarbeiten von Raum- und Körpererfahrung zentrales Thema. Mit Bent & Broken Shafts of Light von Lawrence Weiner verfügt die Sammlung über eine typische Arbeit dieses Konzeptkünstlers. Von den drei möglichen Versionen dieser Textarbeit empfiehlt sich für diesen Ausstellungszusammenhang die bislang noch nicht realisierte Ausführung als Wandarbeit in schwarzer Schrift. Als „Metaphysiker der Medien“ (Chrissie Iles, Kuratorin für Film und Video am Whitney Museum of American Art in New York) wurde Gary Hill im Hinblick auf seine Videoarbeiten apostrophiert. Bereits in seinen frühen Videoarbeiten wie Bits, Mediations, Equal Time, Mouth Piece, Primary und Processual Video (1977-1979) transportiert er nicht nur den menschlichen Körper, sondern auch das geschriebene Wort und skulpturale Oberflächen in den „geschlossenen“ elektronischen Raum des Videos und untersucht mit den Möglichkeiten dieses Mediums Zusammenhänge von Wahrnehmen, Denken und Artikulieren.

An die Wurzeln des Minimalismus knüpft Damien Hirst mit seinen Dot Paintings an, von denen hier eines der frühen, noch vom Künstler ausgeführten Werke Open to the Unexpected zu sehen ist. Zu den „Klassikern“ der Minimal Art zählt Richard Artschwagers Chair, der mit Office Scene ein Kabinett füllen wird. Mit Artschwagers Chair aus Celotex korrespondiert die Bürodecke 1. Stock von Tobias Rehberger unter der hindurch man in den letzten Raum der Ausstellung mit Fotografien von Andreas Gursky gelangt, darunter Ohne Titel III.

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