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Springende Hirsche und weiße Schwäne, rote Herzen, Frauenakte und pralle Früchte, wie zum Anbeißen vor unseren Augen drapiert – ist das schön oder banal, Kitsch oder Kunst? Die Frage ist ein Dauerthema in der Wirkungsgeschichte der Malerei des 1944 in Prag geborenen Künstlers Milan Kunc. Kitsch oder nicht, das bestimmt der Standpunkt, denn der Begriff umschreibt ganz allgemein ästhetische Sinnangebote, die man zurückweist, weil sie zu trivial, zu illusorisch, zu heil, zu naiv etc. erscheinen. Von zahlreichen anderen Menschen werden sie aber akzeptiert und gesucht. Beim Urteilen ist also Vorsicht geboten. Zu schnell gerieten sonst all die gemalten Idyllen, die arkadisch- bukolischen Landschaften, die utopischen Inseln der Seligen und paradiesischen Verheißungen der Kunstgeschichte – von Claude Lorrain bis Paul Gauguin – unter Kitschverdacht. Als Wanderer zwischen den politischen und kulturellen Systemen kennt Kunc sich aus mit Sinnverheißungen. Ob weltanschaulich-politisch motiviert, marketingtechnisch-werblich oder ästhetisch- populistisch, die Schöne-Welt-Redner bzw. -Maler, -Filmer etc. und ihre Illusionstechniken waren von Beginn an sein Metier. In erzählfreudigen Bildern greift er gängige Vorstellungen und Werte auf, führt sie vor, reichert sie farbig an, bringt Oberflächen zum Glänzen, erzeugt schönen Schein und verflüssigt ganz nebenbei die Grenzen unseres Urteilens. Wir sind mitten im Meinungspluralismus und in der massenmedialen Wirklichkeit unserer Zeit, deren Erscheinungsformen Milan Kunc ebenso subtil-malerisch reflektiert wie manche unserer eigenen uneingestandengeheimen Sehnsüchte und Obsessionen.

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Milan Kunc
Stillstehende Zeit
Malerei, Zeichnung