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Spätestens seit er Ende 2003 in Berlin ausstellte, ist Miklos Gaál auch auf deutschem Kunstparkett kein Unbekannter mehr. Das Interesse an den ungewöhnlichen Fotoarbeiten des Finnen war groß. Überraschend war es nicht. Schließlich kommt der junge Künstler von der Universität für Kunst und Design in Helsinki, und die verbuchte bereits in den letzten Jahren unter der Ägide von Timothy Persons überzeugend frische Kunst als Exportschlager (Art, September 2003, ARTE 21.12.2003). Im Verlauf des Jahres 2004 werden die Fotoarbeiten Miklos Gaáls in der Kunsthalle Tübingen und in der Stadthalle in Kiel präsentiert. Im Kunstverein Göttingen sind seine Arbeiten schon jetzt zu sehen.

Gewöhnlicherweise gilt, daß Fotos immer Fotos von etwas sind. Auch bei den großformatigen Farbfotografien von Miklos Gaál ist mit dieser Feststellung der Bogen in die „wirkliche Welt“ schnell gespannt. Detailgenau zeichnet die Kamera Miklos Gaáls Struktur und Farbigkeit von Landschaften, Architekturen und Menschengruppen nach. Großzügig und übersichtlich gibt sie den Blick frei auf Seenlandschaften, hinein in Fußballstadien, hinunter in die Tiefen architektonisch gerahmter Straßenschluchten.

Und dennoch entsteht dabei nicht einmal im Ansatz ein Bild all dessen, was die kleinen und großen Ereignisse, die sich der Künstler zu Motiven wählte, ausmacht. Viel zu weit der Abstand, um den Grund für die Zusammenkunft der Menschengruppe tatsächlich zu dokumentieren, zu exponiert der Standort des Betrachters, um den zu kleinen Zinnsoldaten geschrumpften Figuren zwischen den Architekturriesen überhaupt noch relevantes Handeln zuzusprechen. Ergebnis der akkuraten fotografischen Wiedergabe ist der Untergang des Ereignisses in seinem landschaftlichen oder architektonischen Umfeld; ist eben alles andere als die so bereitwillig vorausgesetzte Dokumentation des Geschehens.

Bevor sich das auf Fotopapier abgelichtete Ereignis endgültig stillschweigend verabschiedet und nur noch eine kulissenhafte Spielzeuglandschaft, vereist, farbverzuckert und unbewegt zurückbleibt, greift Miklos Gaál ein. Über die fotografische Klarheit des gesamten Bildes hinweg verteilt der junge Finne Unschärfen. Was zunächst wie ein winziger Effekt am Rande der Bildentstehung wirkt, stellt sich als wohlüberlegtes Mittel heraus, dem Geschehen seinen ureigenen Ausdruck zu verleihen und es nicht nur mechanisch abzubilden. Miklos Gaál schafft im Changieren zwischen Scharf-Unscharf Ansichten von Ereignissen, die er gerade in ihrer sozialen Dimension vor Augen führt („beach life“, „skiing event“, „demonstration day“, „morning walk“). Daß sich der junge Künstler zum Zwecke der Darstellung typisierter Situationen einer bewußten Setzung von Unschärfen bedient, darf als Indiz für den Witz des Newcomers und für das Wissen um seine Profession gewertet werden.

Daß sich der junge Künstler zum Zwecke der Darstellung typisierter Situationen einer bewußten Setzung von Unschärfen bedient, darf als Indiz für den Witz des Newcomers und für das Wissen um seine Profession gewertet werden.

Zur Ausstellung wird, in Zusammenarbeit mit der Galerie sphn Berlin, der Stadtgalerie Kiel und der Kunsthalle Tübingen, der erste Katalog des Künstlers herausgegeben.

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