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Sollten Sie sich der Kunst zugewandt haben, weil Naturwissenschaft nie Ihre Stärke war, bekommen Sie nun eine zweite Chance auf ein leidenschaftlicheres Verhältnis zur Physik. Michel de Broins Ausstellung im Künstlerhaus Bethanien ist eine unterhaltsame Lehrvorführung über den 2. Hauptsatz der Thermodynamik und wie sich aus physikalischer Einsicht mehr Freiheit gewinnen lässt.

Hatte Rudolf Clausius noch 1865 pessimistisch konstatiert, es sei kein Kreisprozess ohne Reibungsverluste denkbar und damit zum Beispiel den Beifall von Max Planck gefunden, so strebt de Broin voller Optimusmus nach einer Umkehrung der Entropie. Er will genau jene Zustandsgröße umkehren, mit der Physiker das absinkende Energieniveau eines Systems beschreiben und damit ein nicht nutzbares Potential in einen positiven Wert verwandeln.

De Broin, ein Experte für Widerstandsmetaphern, tritt mit diesem Konzept der 'reversen Entropie' nicht nur der Melancholie der modernen Physik entgegen, er will vor allem dem dikatorischen Kreislauf des Profitstebens und der aus ihm resultierenden Ausbeutung ein Ende setzen. "Wie die Sonne, die ihre Energie ausstrahlt und verteilt, ohne eine Gegenleistung dafür zu verlangen, ist diese von der Arbeit befreite Energie eine Art des Loslassens," erklärt der Künstler, "so etwas wie Freizeit oder Ferien, eine Befreiung, die nicht wieder rückgängig zu machen ist."

Diesen utopischen Anspruch illustriert de Broin im Künstlerhaus unter anderem mit Hilfe eines um einen Auspuff ergänzten Fahrrades, aus dem beim Treten Dampf entweicht. In zwei Installationen und einer Serie von Zeichnungen wird selbst Nicht-Quantenmechanikern deutlich, wie sich der Urlaub vom Reibungsverlust denken lässt – oder dass die Sozioökonomie unserer Gesellschaft am Ende kein Perpetuum Mobile sein wird.

Pressetext

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Michel de Broin: Reverse Entropy
Studio 2