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Eröffnung: Samstag, 27. März, 20Uhr

Wolfgang Tillmans (*1968 in Remscheid) gehört zu den bekanntesten und meistdiskutierten Künstlern der 90er Jahre, weil er auf eine sehr unmittelbare Art, mittels Fotografie, das spezifische Bewusstsein dieser Zeit portraitiert und weil er seine Arbeiten nicht nur in Kunstausstellungen, sondern auch in Szene-Zeitschriften wie SPEX oder der Londoner "iD" präsentierte. Es geht um Personenportraits von Freunden seiner Generation, Situationen im Privatleben, in Clubs oder bei Parties, aber auch um Stilleben, Genre- und Naturaufnahmen, die in Tillmans spezifischen Hängungen bzw. Publikationen wie emblematische Reihen erscheinen, die von Sehnsüchten und Begehren handeln. Idee der Ausstellung im Kunstverein ist eine Gegenüberstellung von Tillmans Fotografien mit einem filmischen Werk aus den 70er Jahren, das damals sehr ähnlich agierte und im aktuellen Kontext eine Wiederentdeckung wert ist. Michel Auder, ein Franzose, der Ende der 60er Jahre in die "Factory" von Andy Warhol kam und seither in New York lebt, drehte zahlreiche Filme (später Videos) in der Kunstszene um Warhol und Downtown Manhattan, portraitierte das Privatleben und private Statements von Freunden wie Warhol, Viva oder Larry Rivers, aber auch Yoko Ono oder Kris Kristoffersen, die dabei häufig zu Schauspielern wurden. Beide Werke gehen über das oberflächliche Zeit- und Szeneportrait hinaus. Sobald man die schillernden Figuren in Auders Filmen identifiziert hat und sich auf dessen experimentelle oder gar spielfilmartige Ideen des Portraits konzentriert bzw. im Fall von Tillmans dessen weit weniger bekannte personenlose Fotografie betrachtet, treten tiefgründigere Dimensionen hervor: die intime Nähe der Kamera, die innere Beteiligung beider Beobachter und die Außenposition dessen, der diese Aufnahmen sieht. Aus Aczente, Nr.2, März-Mai 1999; Text von Susanne Titz.

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Michel Auder Wolfgang Tillmans
Kurator: Susanne Titz