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Die Ausstellung von Michael Stevenson (*1964) bildet den Abschluss seines vielteiligen und bezugreichen Projekts, das er seit über einem Jahr für die Sammlergruppe Twodo und auf diesen Abschluss hin entwickelt hat. Nach den Stationen des Projekts im Mai 2004 unter dem Titel Argonauts of the Timor Sea in der Darren Knight Gallery in Sydney und im Dezember 2004 in der Herbert Read Gallery in Canterbury, fand als Auftakt zur Aachener Ausstellung am 21. Mai 2005 bereits die Aufteilung im NAK statt. Hier wurde das Hauptobjekt des Projekts, das lebensgroße Floß, von Stevenson und mit tatkräftiger Unterstützung der anwesenden Twodos in seine Einzelteile zersägt.

Die Ausstellung The Gift: The Form and Reason for Exchange in Archaic Societies fasst die verschiedenen Stationen des Projekts nochmals zusammen. Neben der Dokumentation einer realen Seebereisung von Stevenson auf dem Floß, wird es Fotografien, alle an die Twodos überreichten Gaben und neue Objekte zu sehen geben, die Stevenson aus den Materialien des zerteilten Floßes gefertigt hat und in Form von Geschenken an die Twodos zurückgibt.

Die Grundidee des Projekts entwickelte sich aus der besonderen Struktur der Twodo-Collection, deren Ziel des Aufbaus einer gemeinsamen Sammlung nicht nur durch den individuellen Besitz eines Objektes, sondern vor allem in der kommunikativen und interaktiven Intention des Gesamtwerks realisiert wird. Inhaltlich basiert das Projekt auf der realen Geschichte um den mittellosen schottischen Maler Ian Fairweather, der in den 1950er Jahren in Australien lebte und sich auf eine waghalsige Seereise begab, als er aus der Zeitung erfuhr, dass eines seiner Bilder in der Tate Gallery in London ausgestellt war. Inspiriert von Thor Heyerdahls Kon-Tiki baute er sich dafür ein Floß aus drei Flugzeugtanks und einem Segel aus Fallschirmseide, die sozusagen aus dem Himmel gefallen waren. Nach sechzehn Tagen auf See landete er völlig erschöpft, verhungert und durchnässt auf der kleinen indonesischen Insel Roti – dem letzten Stück Land, bevor er auf den offenen Indischen Ozean getrieben wäre. Die Eingeborenen empfingen den gestrandeten Fairweather zurückhaltend, teilten aber die Teile des geschundenen Floßes unter sich auf und verstanden sie als überbrachte Geschenke. Im Gegenzug gab man Fairweather Unterkunft und Pflege.

In der Ausstellung beschäftigt sich Michael Stevenson vor allem mit den vielfältigen Aspekten eines ‚mittellosen’ Lebensstils, der jegliche soziale und ökonomische Normen ablehnt und sich stattdessen weit über die Grenzen der westlichen Marktgesetze hinaus in ursprünglichen Formen der Geschenk- und Tauschwirtschaft organisiert. Durch den Abschluss werden die zentralen Fragestellungen noch mal explizit ausformuliert: Gibt es alternative Wirtschaftformen, die nicht den Regeln der westliche Ökonomien gehorchen? Wie ist das Verhältnis zwischen dem Produzenten eines Kunstwerkes und dessen Rezeption zu denken? Welche bereichernden Aspekte beinhaltet die Beschäftigung mit Lebensstilen abseits gängiger sozialer und wirtschaftlicher Normen?

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Michael Stevenson
The Gift: The Form and Reason for Exchange in Archaic Societies
Kuratorin: Stefanie Kreuzer