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Wenn Pinocchio nicht schon vor 2 Jahrhunderten in Italien das Licht der Welt erblickt hätte, sondern im Deutschland dieser Tage zu Hause wäre, kein Zweifel, dann würde er "kleiner Pinsel" heißen: Ein kleines Wesen mit nicht ganz so kindgerechten Zügen, einer Haut so weiß wie die Museumswände und natürlich einer Nase, die an seinen italienischen Vorgänger erinnert. Erfinder, Geburtshelfer und Ziehvater in einem ist Michael Kalmbach (*1962).

Der Künstler, der im Frankfurter Museum für Moderne Kunst und auch in Basel im Museum für Gegenwartskunst längst zu den gern gesehenen Gästen gehört, hat seinem "großen Kleinen" allerdings mehr als nur die Welt zwischen den Buchdeckeln zur Entdeckungsreise aufgeschlagen.

Kalmbach läßt sein Phantasiegeschöpf ebenso in der Welt seiner Aquarellblätter auf Erkundung gehen. Zusammen mit anderen Gestalten setzt er ihn mitten hinein in ein Land, in dem leicht gefärbte Wassertropfen die klaren Umgrenzungslinien - kaum gesetzt - in ein Meer aus Farbübergängen auflösen. Dort kämpft die kleine, schemenhafte Gestalt mit langer Nase, gemeinsam mit anderen Figuren, um das Recht auf eine feste Konturlinie, die sie von anderen abgrenzt oder doch zumindest einen wohldefinierten Übergangsbereich zwischen eigener und fremder Form zuläßt.

Mit vollem Körpereinsatz besetzt der "kleine Mann" auch als plastische Gipsfigur den Raum, in dem er zu stehen kommt. Aus einem Guß ist in Kalmbachs Kunst allerdings nichts. Allles ist Stückwerk - allem voran die menschliche Gestalt. Zusammengehalten von gut sichtbaren Drähten, zusammengefügt aus vorgeprägten Grundformen, behaupten die Figuren Kalmbachs dennoch ihre Unverwechselbarkeit. Die jeweilige Mischung macht das Individuelle.

Nicht von ungefähr erinnern die Erlebnisse des aus vorgeformten Elementen zusammengefügten menschelnden Wesens an Irrfahrten antiker Helden. Es wandert durch Labyrinthe aus Formen, in denen es seine eigene Gestalt als Abformung der Umwelt erleben muß. Es besteht Abenteuer, in die es durch moralische Ideale oder Erkenntnisdrang gerät, und es kommt auch nicht umhin, durch den tiefen Sumpf der Psychoanalyse zu waten. kalmbachs "Kind", weit davon entfernt lediglich eine Aneinanderreihtung von Buchstaben, ein Liniengeflecht in einem Bild, oder eine leblose Marionette zu sein, ist in Form gegossenen Seele, die mit tapferer Neugierde durch mehr als nur durch eine Welt staktst.

Eine Episode aus der umfassenden "Seelenwanderung" gibt es in der Ausstellung des Göttinger Kunstvereins ab im Künstlerhaus zu sehen. Gezeigt werden ca. 50 Aquarelle und eine Gruppe von Plastiken, Zur Ausstellung erschein in Zusammenarbeit mit dem Verlag des Instituts für moderne Kunst in Nürnberg ein eigens dafür von Michael Kambach konzipiertes "Bilderbuch", das ca. 26 vierfarbig gedruckte Seiten umfasst.

Pressetext

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Michael Kalmbach "Der große und der kleine Paul"
Aquarelle und Skulpturen