A18 Berlin

A 18 - Künstlerhaus am Acker e.V.
10115 Berlin

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Michael Edward Smith kratzt an der Selbstwahrnehmung der amerikanischen Gesellschaft. Er zeigt die Angst und den Schmerz am Grunde einer verstörten Kultur, die ihre Zerbrechlichkeit systematisch verdrängt. Er notiert die Entstehung eines neuen Selbstbildes der amerikanischen Kultur, in dem Verwundbarkeit, Selbstzweifel und die Sorge um sich selbst eine neue, vormals unbekannte Dimension annehmen.

Smiths Objekte und Videos entstammen dem Alltag der Workingclass und der Subkultur. Seine Installationen tragen den sozialen Text ihrer Herkunft, sind derb - aber leise. Bilder und Zeichnungen verweisen auf die Geschichte von Körpern. Abdrücke und Schichtungen haben die Qualität von Spuren und von Erinnerung. Ihre Oberflächen sind dabei niemals glatt, scheinen frisch vernarbt oder von Kratzungen aufgerissen. Zeigen seine Bilder Schmerz, Heilung und Verdrängung, sind Smiths Skulpturen und Assemblagen oft konfrontativer und adressieren soziale Realität mit einer an Marcel Broodthaers oder Bruce Nauman erinnernden Lakonik.

Eine zerschnittene Buddhastatue formt den „Catfish“ (2008), der am Grunde von Gewässern wühlt und Sedimente aus Aas und Fäkalien filtert. Zwei ovale Ausschnitte in einer tragbaren Kühlbox („Cooler“, 2008) erlauben, die eigenen Hände vorübergehend auf Eis zu legen. Das Misstrauen in die Macht der eigenen Hände und in die Verlogenheit einer jeden Makel reglementierenden Öffentlichkeit, der Widerstand gegen neoreligiöse Ausflüchte und die Leugnung der eigenen Verwundbarkeit – das alles ist von einer tiefen Skepsis gegen die eigene soziale Welt getragen, die gleichwohl einziger mentaler Fluchtpunkt bleibt.

Mit einer an Joseph Beuys orientierten, sich dessen Schamanismus und Dingmagie aber entledigenden und dabei teils ironisch, teils pragmatisch gewendeten Motivik sozialer Selbstreinigung, die Smith um Einflüsse aus dem Soul und dem Hip-Hop ergänzt, steht der 1977 in Detroit geborene Künstler in der Tradition einer gesellschaftlich orientierten Kunstpraxis.

Nach seinem Studium in Yale lebt und arbeitet Michael Edward Smith wieder in Detroit. In der „Ackerstasse 18“ zeigt Smith seine erste Einzelausstellung.

Kuratiert von Nikolaus Oberhuber

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Michael E. Smith
Kurator: Nikolaus Oberhuber