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Eröffnung: 6. Juli 2007, 20 Uhr.

Mit der Ausstellung „The pack“ (das meint wahlweise Familie, Firma oder Band) wird in der Reihe [ ZONE MALEREI ] der international tätige Kölner Maler Michael Bauer, geboren 1973, in Norddeutschland vorgestellt, dessen malerische Welten ins Internet, in den Film und in die Musik ausgreifen.

Was Michael Bauer in enger Folge an den Wänden der Städtischen Galerie Delmenhorst versammelt, das sind wuchernd in Acryl gemalte Porträts einer verschlungenen Ahnengalerie, eine Art „merkwürdiger Familienchronik“, wie er selber sagt, eine unendlich scheinende Folge, durch thematische und stilistische Eigentümlichkeiten zusammengebunden. Allerdings hintertreibt Michael Bauer jeden Anschein, dass diese rätselhaften Erfindungen, Körperanhäufungen, mysteriös entstellten oder vergrößerten Gestalten einer rationalen Auflösung irgendwie zugänglich sein könnten. Sie sind trotz ihres mysteriösen oder nachgerade unheimlichen Charakters weder durch den Rückgang auf das Instrumentarium der Psychoanalyse noch auf die Verfahrensweisen und das Motivrepertoire des Surrealismus auf etwas zurückzuführen, was sich beruhigt als Wirklichkeit oder gesicherte Einsicht definieren ließe.

Die Vereinigung von vermeintlich greifbaren Alltagsgegenständen – Uhren, Hüten – oder Körperteilen – Augen, Nasen, Geschlechtsteilen - mit amorphen Formen sowie Ornamenten und heraldischen Mustern auf bräunlich, rötlich oder beigefarbenen Gründen eröffnet Vorstellungswelten, in denen sich das Tragische mit dem Skurrilen mischt. Innen- und Außenwelten fließen ineinander. Pathetisch, komisch und düster bieten sich die Körperwelt der Familienmitglieder dem sinnierenden Publikum dar. Insgesamt entfaltet sich ein Kollektiv, das in der erzählerischen Struktur von Verwandtschaften die Selbstverständlichkeit der Geborgenheit des Soseins vermittelt, dennoch aber unabweislich etwas Geheimnisvolles, Irrationales, Verschwiegenes, grotesk Ausagiertes mit sich führt.

Heute schrieb mir Michael Bauer, dass er vor kurzem bemerkt habe, „dass diese ganzen merkwürdigen figur-erfindungen auch so etwas wie darstellungen einer 100-köpfigen prog-rock band sein könnten. mit kostümen und liedern, die keinesfalls unter 30 minuten dauern. ... und ich empfinde die als genauso rührend und tragisch wie die bärtigen herren und die frauen auf den covern ebensolcher bands.“

Als SPECIAL GUEST hat sich Michael Bauer den von Konventionen völlig unbehelligten Pop-Künstler William N. Copley in die Ausstellung gewünscht. Von ihm wird das Gemälde „Baby Carriage“ von 1972 durch Michael Bauer präsentiert.

Die Ausstellungsfolge 2007 [ ZONE MALEREI ] stellt neue Malerei vor. Sie bietet Ausstellungserlebnisse besonderer Art und eine Revision der puristischen Moderne: ganze Räume bildnerischer Installationen, der Malerei und verschiedener Medien, offene Zonen, in denen unser Selbstverständnis und unsere Wissens- und Erfahrungsmodelle zur Debatte stehen. Künstler-Editionen begleiten die Ausstellungen.

Fern der vormals ausgerufenen "Schulen" bilden die drei Malerinnen und Maler, Maniaks und Monomanen, individuelle Welten aus. Das Publikum wird in Bezüge zu den Traditionsströmen von Romantik, Symbolismus, Surrealismus und politischer Kunst verwickelt. Dem SPECIAL GUEST, dessen Werke in die Ausstellung eingeladen wurden, gilt eine Hommage.