press release only in german

Die Ausstellung, die für das Museum der Moderne Salzburg neu zusammengestellt wird, ist eine Kooperation mit dem Museum für Moderne Kunst in Valencia (IVAM). Aus den reichen Beständen der spanischen Sammlung konnte ein Auswahl von etwa 100 Werken, Bildern, Graphiken, Fotografien, skulpturalen Arbeiten und illustrierten Büchern getroffen werden, die vor allem ein Charakteristikum belegt: das Bild der Stadt ist vielfältig und heterogen wie eine Collage!

Das Phänomen „Großstadt“ tritt als Bild eines urbanen Gefüges um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert auf und erreicht in den 1920er Jahren einen ersten Höhepunkt in den Darstellungen der bildenden Kunst, gleichzeitig auch als Hintergrundfolie für Theaterstücke, Filme, Ballettaufführungen der Zeit. Die Stadt wird als fragmentiertes Gebilde gesehen, als dichtes Gefüge aus Individuen, Strukturen, Lichtern, Pamphleten, Fahrzeugen, Verkehrswegen, Großbauten, technischen Errungenschaften. Das Bild der Stadt ist damit einmal definiert mit dem hellen und positiven Begriff der Modernität, der Zukunftsvision, wie auch ein anderes Mal mit der negativen Begriffswelt der Armut, des Lasters, der Kriminalität. Niemand hat zum damaligen Zeitpunkt das Wesen „Großstadt“ treffender dargestellt als der Schriftsteller Alfred Döblin, der in seinem 1929 erschienen Roman „Berlin, Alexanderplatz“ die Stadt zum eigentlichen Protagonisten seines Buches machte. Die Prozesse und Veränderungen im gesellschaftlichen und kulturellen Bereich sind Vorgänge, die an die Atmosphäre des Städtischen geknüpft sind; hier fallen die Territorien der Kunst und die Verortung des Menschen zusammen: die Halbwelt der Schieber und Straßenmädchen sind die dunklen Gassen und Viadukte der Vorstädte, der Glamour der Varietés trifft auf die alltäglichen Szenarien in den Geschäftsstraßen und Auslagen der Kaufhäuser in der City, die Anonymität des Einzelnen korreliert mit der formalen Gleichförmigkeit von modernistischer Architektur und Massenverkehrsmitteln.

Die Ausstellung „Metropolis“ widmet sich diesem zwiespältigen „Bild der Stadt“, indem enthusiastische Bekenntnisse zum modernen Leben, politisch motivierte Idealvorstellungen einer neuen Gesellschaft genauso in das Konzept integriert werden wie sozialkritische und ironische Werke mit beißender Zivilisationsskepsis oder abstrahierte Assoziationen zum strukturellen Gefüge der urbanen Häuser- und Straßenlandschaft. In einer Zeit, wie um die Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert, in der die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten lebt, ist ein Rückblick auf das „Bild der Stadt“ im Spiegel der Künste legitim und angebracht. Von den frühen Pamphleten und Illustrationen des Konstruktivismus der 1920er Jahre reicht der Bogen der Ausstellung bis zu neuesten Installationen, die im fotografischen und plastischen Bereich die Illusion des heilen Städtebildes zu Fall bringen.

überlegungen zum „bild der stadt“ seit den 1920er jahren

die stadt als modell Das Bild der Stadt ist ein Konglomerat von vielen Bildern. Die Ausstellung thematisiert nicht das Individuelle von Stadtansichten, sondern die Stadt als „Erfindung“ des modernen Zeitalters, das mit Eisen-Stahl-Bau und den damit erst realisierbaren Möglichkeiten des Hochbaus, mit der Eisenbahn und den damit verbundenen Architekturtypologien von Bahnhof bis Flughafen zum Prototyp der heutigen Hyperrealität von futuristischen Stadtmodellen wie Brasilia, Shanghai u.a. wurde.

die stadt als künstlerisches territorium Künstlerische Innovationen und Avantgarden sind seit dem Impressionismus an den städtischen Raum gebunden. Hier befindet sich das Territorium der Kunst, die moderne Großstadt ist der „Melting Pot“ von unterschiedlichen Kulturen, Traditionen und Lebensformen aus denen Neues entstehen kann. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts blicken die Künstler von der Stadt aus auf die Welt.

die moderne zivilisation ist urban Der Soziologe Georg Simmel formulierte schon 1903, dass die Großstadt nicht ein räumliches Phänomen mit soziologischen Implikationen ist, sondern ein gesellschaftliches Phänomen, das durch räumliche Dimensionen konstruiert und definiert wird. Die Hälfte der Weltbevölkerung lebt heute in Städten. Die Stadt ist der authentische, lebendige und imaginative Komplex, der unsere heutigen Gesellschaften widerspiegelt. Sie ist das neuralgische Zentrum von Kunst, Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und formuliert als Antipode zur Idylle einer imaginären heilen Welt außerhalb der Stadt einen „Realismus“ in der Wahrnehmung und bildlichen Darstellung. „Das Bild der Stadt“ fordert immer zur Auseinandersetzung mit dem Heterogenen heraus.

Pressetext

only in german

Metropolis – das Bild der Stadt
Eine Ausstellung des IVAM Valencia
Rupertinum