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Die russische Künstlergruppe Medizinische Hermeneutik (Sergej Anufriew, 1964 / Pavel Pepperstein, 1966 / Wladimir Fjodorow) wurde 1987 in Moskau gegründet. Ihre Arbeitsweise spiegelt die russische Tradition genauso wie den Bürokratismus der ehemaligen Sowjetunion, sie zeugt aber auch von privaten Obsessionen. Die goldenen Ikonen und eine schwarze Linie heißt die Installation im Kunstverein in Hamburg. Diese Arbeit ist nicht nur eine ironische Hommage an Kasimir Malewitsch und die Ikonenmalerei, sondern auch eine "linguistische Analyse". Die Neigung zu Abkürzungen ist seit den 1920er Jahren ein russisches Phänomen, das seltsame Blüten getrieben hat. Diese Vorliebe verfolgt Medizinische Hermeneutik bis zur Ikonenmalerei, zu den Abkürzungen der Heiligennamen. Davon ausgehend enträtseln sie das "schwarze Quadrat". In der Hamburger Installation wird es fiktiv in Bewegung gebracht und erweitert zur raumfassenden Parteilinie, auf der die goldenen Ikonen aufgereiht sind. Nimmt der Besucher auf einem der beiden Stühle Platz, kann er kurzfristig selbst zum "Heiligen" werden, in den Blickpunkt gebracht durch Medizinische Hermeneutik.

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.