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Museum Oskar Reinhart

Max Liebermann (1847–1935) gilt als einer der prominentesten Wegbereiter der Moderne im deutschsprachigen Raum. Sein sechs Jahrzehnte umfassendes Lebenswerk prägte die Kunstdebatten von der Gründerzeit bis ans Ende der Weimarer Republik. Im fruchtbaren Dialog mit holländischen Altmeistern und dem französischen Impressionismus schuf er ein stilistisch und thematisch vielfältiges Werk, mit dem er die Moderne in Deutschland einführte. Wie sich dieser Prozess in seinen Gemälden, Pastellen und Zeichnungen manifestiert, zeigt das Museum Oskar Reinhart nun erstmals in einer stattlichen Retrospektive, die nur Werke aus Schweizer Museen und Privatsammlungen zeigt.

Die Ausstellung erklärt, wie Liebermann in der Schweiz rezipiert wurde: Einer der ersten Kunstankäufe von Oskar Reinhart war 1911 ein Gemälde von Max Liebermann, die erste Erwerbung einer öffentlichen Schweizer Kunstsammlung war 1917 dessen Pferderennen in den Cascinen durch das Kunstmuseum Winterthur, und Liebermann vermittelte Ferdinand Hodler die Aufträge für die Wandbilder in Jena und Hannover. Zudem wurden seine Werke regelmässig im Schweizer Kunsthandel angeboten. Dabei wird die These vertreten, dass Liebermanns Werk gleich wie in Deutschland auch in der Schweiz die Akzeptanz der französischen Moderne vorbereitet hat. Höhepunkt seiner Wertschätzung war hierzulande zweifellos die grosse Retrospektive im Kunsthaus Zürich im Sommer 1923, wobei das Interesse an seinem Werk auch über den Zweiten Weltkrieg hinaus nicht abnahm, vor allem Dank jüdischer Emigranten in unserem Land.

Der chronologisch gegliederte Ausstellungsrundgang veranschaulicht mit über 70 Gemälden, Zeichnungen und Druckgraphiken alle Schaffensphasen des Künstlers. Der Bogen spannt sich vom bäuerlich ländlichen Sujet mit der frühen, in Holland entstandenen Ziegenhirtin, über Darstellungen bürgerlichen Freizeitlebens wie der Terrasse in Nordwijk bis hin zu seinen treffsicheren Porträts. Den Abschluss bilden die späten, farbintensiven Gartenbilder, die sich zu einem Experimentierfeld freier Malerei entwickelten, in der Kunst und Natur zu einer glücklichen Synthese zusammenfinden.

Zur Ausstellung erscheint ein reich illustrierter Katalog, der den neuesten Forschungsstand zusammenfassen und zahlreiche Neuentdeckungen präsentieren wird.