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Max Klinger im Georg-Kolbe-Museum Berlin „Der Kern- und Mittelpunkt aller Kunst bleibt der Mensch und der menschliche Körper. Das Studium und die Darstellung des Nackten sind das A und das O jeden Stils.“ (Max Klinger, 1891)

Berlin, 21. Mai 2007 - Aus Anlass des 150. Geburtstages des Grafikers, Malers und Bildhauers Max Klinger am 18. Februar 2007 widmet das Georg-Kolbe-Museum Berlin dem Künstler eine umfangreiche Einzelausstellung. Sie richtet den Blick auf das zentrale Thema seines Schaffens – den Menschen. In seiner 1891 erstmals publizierten kunsttheoretischen Schrift „Malerei und Zeichnung“ legte Max Klinger ein nachhaltiges Plädoyer für die Darstellung des nackten menschlichen Körpers ab. In der Tradition von Antike und Renaissance sah er darin die höchste Aufgabe der Kunst. Er kritisierte die körperfeindliche Prüderie und falsche Schamhaftigkeit seiner Zeit und forderte ein natürliches Verhältnis zum Körper, das dem Künstler Aktdarstellungen ohne „Feigenblatt“, ohne Idealisierung und ohne Legitimation durch allegorische oder mythologische Sinngehalte ermöglichen sollte.

Klingers Anschauung steht im Kontext der Lebensreformbewegung, die am Ende des 19. Jahrhunderts alle gesellschaftlichen Bereiche durchdrang. Als Reaktion auf eine rasant fortschreitende Industrialisierung und Technisierung der Umwelt kam der Wunsch nach einer (Wieder-)Versöhnung von Mensch und Natur auf. Ziel der Bestrebungen war die Konstituierung eines neuen Verhältnisses des Menschen zum eigenen Körper, zur Nacktheit, zur Sexualität sowie der beiden Geschlechter zueinander. Mit seinem Werk lieferte Klinger einen wesentlichen Beitrag zur Formulierung eines modernen Menschenbildes. Seine Gemälde und Skulpturen verdeutlichen eine Abkehr von der traditionellen akademisch-idealisierenden Figurenauffassung. Sie zeigen den Menschen in einer damals zum Teil als schockierend empfundenen Natürlichkeit. In den Gemälden dominiert die Darstellung des nackten Körpers in der Natur unter den Bedingungen der Freilichtmalerei. Auch in der Plastik spielt der Akt eine zentrale Rolle. Klinger thematisiert Leitmotive der Moderne, wie den Tanz, den athletischen Männerkörper und den Geschlechterkampf. Den Torso entdeckt er als eigenständiges Motiv der Bildhauerei. Mit einer Reihe herausragender Bildnisse setzt er im Porträtschaffen seiner Zeit neue Akzente.

Um 1900 zählte Klinger zu den bedeutendsten modernen Künstlern und beeinflusste Vertreter der jüngeren Generation wie Georg Kolbe und Max Beckmann. Diese Tatsache wurde von der Forschung bislang nur unzureichend beachtet. Noch immer gilt Klinger vor allem als Erneuerer der grafischen Kunst. Im Mittelpunkt soll nunmehr der Maler und Bildhauer stehen, dessen facettenreiches Menschenbild in mehreren Themenkomplexen aufgezeigt wird. Die Ausstellung präsentiert vor allem weniger bekannte Gemälde und Skulpturen sowie eine Auswahl an Studienzeichnungen; der Katalog schließt auch verloren gegangene, unvollendete und nicht ausleihbare Werke mit ein.

Max Klinger – Auf der Suche nach dem neuen Menschen Georg-Kolbe-Museum Berlin, Sensburger Allee 25, 14055 Berlin 10. Juni 2007 bis 2. September 2007

Kuratorinnen: Conny Dietrich (Leipzig) und Ina Gayk (Berlin) in Zusammenarbeit mit Dr. Ursel Berger, Direktorin des Georg-Kolbe-Museums

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Max Klinger – Auf der Suche nach dem neuen Menschen
Umfangreiche Einzelausstellung anlässlich des 150. Geburtstages des Grafikers, Malers und Bildhauers
Kuratorinnen: Conny Dietrich, Ina Gayk in Zusammenarbeit Ursel Berger