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Max Ernst zählt zu den schillerndsten Künstlerfiguren des 20. Jahrhunderts. Als Gründervater der Dada-Bewegung und Pionierfigur des Surrealismus ist sein Werk kurz vor der Jahrtausendwende aktueller als je zuvor. Durch seine Experimente mit raffinierten Techniken und Materialien wie der Collage, Frottage oder der Decalcomanie revolutionierte er als "Leonardo des Surrealismus" schon zu Lebzeiten Sehen und Gestalten. In seinen Arbeiten scheint er das Spannungsfeld zwischen Realität und Virtualität, wie es die heutige Wahrnehmung im Medienzeitalter prägt, vorwegzunehmen. 1979 veranstaltete das Haus der Kunst zusammen mit der Nationalgalerie Berlin die erste Max-Ernst-Ausstellung nach dem Tod des Künstlers. Zwanzig Jahre später steht Max Ernst als Medien-Künstler im Mittelpunkt der Retrospektive - wiederum in Kooperation mit Berlin.

Die Ausstellung ist nach chronologischen und thematischen Aspekten geordnet. Am Anfang steht Dada-Max, der als Wortführer der Kölner Dada-Gruppe Anfang der 20er Jahre die Kunst radikal verändert. Er betreibt Kunst als Anti-Kunst. Die ersten Collagen entstehen. Sie werden zum Zeichen seines Widerstandes gegen "Spießbürger" und "Herdenkünstler" (Der Punching Ball oder die Unsterblichkeit Buonarrotis). In München begegnet er in dieser Zeit zum erstenmal Reproduktionen von Giorgio de Chirico, die von da an seine Werke entscheidend beinflussen. Mitte der 20er Jahre entdeckt Max Ernst die Frottage-Technik, ein Durchreibeverfahren, wozu ihn die Maserung eines Holzbodens in der Bretagne angeregt hat. In Die nahe Pubertät, einer Collage aus fotographischen und malerischen Elementen, rückt der Mensch und sein Kosmos (die Plejaden) in den Mittelpunkt. Diese Thematik greift Max Ernst in seinem Spätwerk wieder auf. Traum und Revolution, so lautet der programmatische Titel eines seiner Schlüsselwerke, das ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist: darin bringt Max Emst das Konzept der Surrealisten, die sich "im Grenzgebiet von Innen-und Außenwelt bewegen", auf den Punkt.

1941 emigriert Max Ernst nach Amerika und heiratet dort 1946 die Malerin Dorothea Tanning. Er lebt in New York und Sedona, Arizona. Hier entsteht die archaische Skulpturengruppe Capricorne, die zu seinen plastischen Hauptwerken zählt. Als Europäer gibt er den jungen New-Yorker Avantgardekünstlern entscheidende Impulse auf der Suche nach neuen abstrakten Ausdrucksformen. Sein Erfindungsgeist regt u.a. Jackson Pollock zu seinen Drip-Paintings an.

Immer wieder begegnet der Betrachter in der Ausstellung den Leitmotiven des Malers: so etwa dem Loplop als dem Alter Ego des Künstlers oder versteinerten suggestiven Landschaften als Bild-im-Bild-Motiv, in denen Max Ernst über sein eigenes Werk Resümee zieht (Gemälde für junge Leute). Urzeitliche Phantasien, rätselhafte Mischwesen, Traditionen aus der Kunstgeschichte - das Spektrum seiner Arbeiten ist vielseitig. So wie Max Emst einen Teil seiner Biographischen Notizen frei erfunden hat, hält er auch ironische Distanz zu seinen Werken und Techniken: seine Bilder spiegeln Gegenständlichkeit und Erfindung zugleich. Der moderne Max Ernst ist ein Grenzgänger, seine Kunst multimedial.

Mehr als 180 Arbeiten (Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen und Collagen) beleuchten das vielseitige Oeuvre von Max Emst, eine Werkauswahl, die aus den bedeutendsten öffentlichen und bisher kaum zugänglichen privaten Sammlungen stammt. Darüber hinaus wird eine Videoprojektion vorgeführt mit Filmbeiträgen von Peter Schamoni, dem langjährigen dokumentarischen Begleiter des Künstlers. Die Beiträge setzen sich aus bekanntem und neuem, speziell für diese Ausstellung aufbereitetem Material über und mit Max Ernst zusammen.

Ausstellungskonzeption: Werner Spies, Centre Georges Pompidou, Paris, mit Dieter Scholz, Nationalgalerie Berlin

Wissenschaftliche Betreuung und Einrichtung im Haus der Kunst: Christoph Vitali, Hubertus Gaßner, Bernhart Schwenk.

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Max Ernst
Die Retrospektive
In Zusammenarbeit mit den Staatlichen Museen zu Berlin und den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen
Ausstellungskonzeption: Werner Spies, Dieter Scholz