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max bill global
16.09.21 – 09.01.22

Der Schweizer Max Bill war Architekt, Künstler, Gestalter, Theoretiker und zugleich hervorragender Netzwerker. Bereits als junger Mann gründete er neue Künstlergruppen wie die «gruppe z» und «die augen», schloss sich der etablierten Bewegung «Abstraction-Création» in Paris an, organisierte Ausstellungen und publizierte Aufsätze. Die Ausstellung max bill global legt erstmals einen Fokus auf Bills künstlerisches Netzwerk und zeigt auf, welch wichtige Rolle diese internationalen Kontakte in der Entwicklung und Rezeption des «Homo Universalis» spielten.

Max Bill war eine der prägenden Figuren für Design und Kunst um die Mitte des 20. Jahrhunderts. Als Maler, Bildhauer, Architekt, Designer, Grafiker und Typograf wie auch als Theoretiker, Sammler, Kurator, Publizist, Lehrer, Politiker und Aktivist verarbeitete er in seiner vielseitigen Tätigkeit Impulse aus den unterschiedlichsten Disziplinen und Strömungen seiner Zeit. Im Laufe seines Lebens knüpfte und pflegte er ein weltumspannendes Netz aus Kontakten und engagierte sich stets für einen internationalen künstlerischen Dialog. Als Brückenbauer zwischen Generationen und über Landesgrenzen hinweg förderte er den Austausch zu aktuellen Fragen der Gestaltung und präsentierte diese in Ausstellungen und Publikationen einem breiten Publikum. Er setzte Massstäbe für gestalterische Prinzipien in der Grafik, im Produktdesign und in der Architektur. Stets strebte er nach ökonomischen, nachhaltigen und zugleich ästhetischen Lösungen. Während Bill in der angewandten Kunst das Potenzial sah, das Leben der Menschen zu verbessern, sollte die freie Kunst der Gesellschaft in geistiger Hinsicht dienen. Dabei verstand er es bestens, sein weit verzweigtes Netzwerk für seine Ziele zu nutzen. Obwohl Bill mit seiner ehrgeizigen und gradlinigen Art wiederholt auf Ablehnung stiess, avancierte er zu einem der prominentesten Vertreter, Verfechter und Theoretiker der konkreten Kunst.

Zur Ausstellung
Die Ausstellung im Zentrum Paul Klee konzentriert sich erstmals auf Bills weitläufiges und internationales Geflecht unterschiedlicher Beziehungen und zeigt deren zentrale Bedeutung für seinen Erfolg auf. Rund 90 Arbeiten von Max Bill aus allen Schaffensphasen bilden den roten Faden der Ausstellung und zeigen den Künstler in all seinen Facetten. Neben Malerei, Zeichnungen, Plastiken und Skulpturen werden eine Auswahl an seriell produzierten Gegenständen des täglichen Gebrauchs, Entwürfe, von Bill gestaltete Plakate und Designobjekte gezeigt. Die weitgehend chronologische Präsentation wird durch rund 50 Arbeiten von Kunstschaffenden aus Max Bills künstlerischem Umfeld und Freundeskreis ergänzt, darunter Josef Albers, Hans Arp, Theo van Doesburg, Lyonel Feininger, Camille Louis Graeser, Donald Judd, Wassily Kandinsky, Paul Klee, František Kupka, Richard Paul Lohse, Tomás Maldonado, Almir Mavignier, Lázló Moholy-Nagy, Piet Mondrian, Antoine Pevsner, Oskar Schlemmer, Sophie Taeuber-Arp, Joaquín Torres-García, Georges Vantongerloo, Mary Vieira, Andy Warhol und Hanns Robert Welti. Auf diese Weise macht die Ausstellung die vielfältigen interdisziplinären Bezüge und die gegenseitigen Impulse sichtbar.

Vom Bauhaus über Paris nach Lateinamerika, Ulm und in die USA Bill begann bereits in jungen Jahren mit dem Aufbau eines Netzwerks, das bis zu seinem Lebensende weiterwachsen und sich über zwei Kontinente erstrecken sollte. Die Ausstellung folgt den wichtigsten Stationen und zeichnet die für Bill fruchtbarsten Begegnungen nach. Ausgangspunkt sind seine zwei Jahre am Bauhaus in Dessau, wo er als erst Zwanzigjähriger langfristige Kontakte mit Paul Klee, Josef Albers, Gunta Stölzl, Wassily Kandinsky und Helene Nonné-Schmidt schloss und gemeinsam mit anderen Studierenden die «gruppe z» gründete. Zurück in Zürich folgte 1929 die Gründung der Künstlergruppe «die augen» und 1930 seine richtungsweisende Reise nach Paris. Dort gelang es ihm, sich in den internationalen avantgardistischen Kontext um die Künstlergruppe «Abstraction-Création» einzufügen, der unter anderem Georges Vantongerloo, Sophie Taeuber-Arp, Hans Arp, Antoine Pevsner und Piet Mondrian angehörten. In der Folge etablierte sich Bill auch in der Schweiz und 1936 wurden erstmals Werke von ihm im Kunsthaus Zürich gezeigt. 1937 schloss sich die Künstlergruppe «Allianz» zusammen, deren harter Kern um Bill mit Camille Louis Graeser, Verena Loewensberg, Richard Paul Lohse und Anton Stankowski als die «Zürcher Konkreten» international bekannt wurde. Bills Begegnung mit dem Ehepaar Bardi war für seine Karriere wegweisend. Daraus resultierten 1951 eine grosse Bill- Ausstellung im Museu de Arte de São Paulo und der erste Preis auf der 1. Bienal de São Paulo. Beide Ereignisse verhalfen ihm zu grosser Bekanntheit in Lateinamerika, vor allem in Brasilien und Argentinien. So folgten ihm junge Künstler:innen wie Mary Vieira, Almir Mavignier und Alexander Wollner an die Hochschule für Gestaltung in Ulm, deren Rektor er ab 1953 war. Auch hier nutzte er gekonnt seine Kontakte und lud ehemalige Lehrende und Studierende des Bauhauses nach Ulm ein und brachte sie so mit jungen Künstler:innen in einem internationalen Umfeld zusammen. Das letzte Ausstellungskapitel ist Bills Beziehungen in den USA gewidmet, unter anderem zu einer jüngeren Generation US- amerikanischer Kreativschaffender wie Charles und Ray Eames oder die Minimal Art-Künstler Donald Judd, Carl Andre oder Richard Serra, die trotz divergierender Anschauungen von Bills Lebenswerk fasziniert waren.

Rahmenprogramm Ein vielfältiges Rahmenprogramm ergänzt und vertieft die Inhalte der Ausstellung. Neben Führungen vor Ort und digital widmet das Zentrum Paul Klee dem Design von gestern, heute und morgen in Zusammenarbeit mit der Berner Design Stiftung am 6. und 7. November ein ganzes Wochenende. Diskutiert wird über Möbeldesign, die «gute Form» und die Aktualität von Max Bill und Typografie als Schweizer Exportschlager. Der aktivistischen und politischen Seite Max Bills wird am 24. Oktober im Rahmen eines Gesprächs mit der Kunsthistorikerin und Witwe Bills Angela Thomas Schmid und dem Filmemacher und Autor Erich Schmid auf den Grund gegangen. Und am 4. und 5. Dezember ist OFFCUT Bern mit dem «Markt der Möglichkeiten» im Zentrum Paul Klee zu Gast. Mit selbst gebauten Hockern wird das Sitzen erkundet und mit Materialien aus dem schier unerschöpflichen Fundus von OFFCUT gestalten Besucher:innen ein Gemeinschaftswerk. Weitere Veranstaltungen finden Sie im angehängten Ausstellungsflyer.

Teilnehmende
Max Bill (1908–1994), Josef Albers (1888–1976), Hans Arp (1886–1966), Lygia Clark (1920–1988), Theo van Doesburg (1883–1931), Nélida Fedullo (1920er–2011), Lyonel Feininger (1871–1956), Fritz Glarner (1899–1972), Camille Louis Graeser (1892–1980), Hans Hinterreiter (1902–1989), Alfredo Hlito (1923–1993), Enio Iommi (1926–2013), Donald Judd (1928–1994), Wassily Kandinsky (1866–1944), Paul Klee (1879–1940), František Kupka (1871–1957), Leo Leuppi (1893–1972), Verena Loewensberg (1912–1986), Richard Paul Lohse (1902–1988), Tomás Maldonado (1922–2018), Almir Mavignier (1925–2018), László Moholy-Nagy (1895–1946), Piet Mondrian (1872–1944), Antoine Pevsner (1884–1962), Lidy Prati (1921–2008), Hilde Rantzsch (1908–?), Oskar Schlemmer (1888–1943), Sophie Taeuber-Arp (1889–1943), Joaquín Torres-García (1874–1949), Georges Vantongerloo (1886–1965), Mary Vieira (1927–2001), Friedrich Vordemberge-Gildewart (1899–1962), Andy Warhol (1928–1987), Hanns Robert Welti (1891–1934), Alexandre Wollner (1928–2018)