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23.10.2022 - 15.01.2023

MAX BECKMANN – Loge im Welttheater

Das Suermondt-Ludwig-Museum Aachen zeigt ab dem 23. Oktober eine Ausstellung zur Druckgrafik von Max Beckmann (1884–1950) unter dem Titel: „Loge im Welttheater“. Rund 130 Radierungen, Lithografien und Holzschnitte des Künstlers veranschaulichen wichtige Stationen seines Lebens und dokumentieren die Bedeutung der Grafik für sein gesamtes künstlerisches Werk.

Die Ausstellung spannt den Bogen von frühen Arbeiten auf Papier über die drei großen Mappenwerke Gesichter, Jahrmarkt und Berliner Reise in der Zwischenkriegszeit bis zur letzten Grafikmappe Day and Dream, die nach dem Zweiten Weltkrieg für den amerikanischen Markt entstand. Einzelblätter und die Illustrationen zu literarischen Werken sowie ein Gemälde und ein Aquarell des Künstlers aus der Sammlung des Museums komplettieren die Schau.

Bildsprache des Entsetzens
Max Beckmanns Biografie steht im Zeichen zweier Weltkriege, des Exils in Amsterdam und der Emigration in die USA. Nach seinem psychischen Zusammenbruch im Ersten Weltkrieg wird die Kupferplatte zum Hauptträger seiner Kunst und begleitet die Suche nach einer neuen künstlerischen Bildsprache, die dem erlebten „Entsetzen“ gerecht wird.
In dieser intensiven Zeit der Neuorientierung beginnt Max Beckmann, die Kriegserfahrung mit der Radiernadel zu bannen und sich als Künstler neu zu behaupten. Radierungen und Lithografien werden das Medium seiner Wahl, um die Desillusionierung der Menschen nach dem Ersten Weltkrieg, die zersplitternden Eindrücke des Großstadtlebens und die tiefgreifenden, gesellschaftspolitischen Umbrüche wie ein Chronist zu dokumentieren.

Beckmanns Welttheater
Die Welt als Bühne begreifend, wird Beckmann zum kraftvollen Interpreten des glitzernden Scheinlebens in der Weimarer Republik: Exzess und Luxus werden in starkem Kontrast zur wachsenden Armut und Arbeitslosigkeit dargestellt, der Alltag in der Großstadt aus der Perspektive unterschiedlicher Gesellschaftsschichten erzählt. Die Tragödien seines Theaters spielen sich auf den Straßen der Städte, im Zirkus, Varieté oder in privaten Hinterzimmern ab und handeln von der urbanen Nachkriegsgesellschaft, die der Künstler in scharfen Momentaufnahmen mit einer Intensität und Ausdruckskraft charakterisiert, die bis heute berührt. Auch der Künstler selbst wird Teil des Geschehens: mit kritisch-ironischem Blick in den Spiegel und auf sich selbst, aus der Loge seines Welttheaters heraus.

Erstmals in Aachen ausgestellt, bringt das Suermondt-Ludwig-Museum mit Max Beckmann den seinerzeit „bedeutendsten lebenden deutschen Künstler der Moderne“ nach Aachen und in die Region.

Ergänzt wird die Schau durch den Film „Deep Gold“ (2013/14) des Gegenwartskünstlers Julian Rosefeldt, der sein Publikum mit Schwarz-Weiß gefilmten Szenen in den Vergnügungsrausch der 1920er-Jahre entführt und seinen Protagonisten in einem Berliner Nachtclub auf eine schillernde Parallelwelt treffen lässt.

Ermöglicht wird die Ausstellung dank der großzügigen Leihgabe der Werke durch die Erbengemeinschaft Thomas Kempen.

Die Ausstellung ist vom 23. Oktober 2022 bis zum 15. Januar 2023 im Suermondt-Ludwig- Museum Aachen zu sehen.

Kuratorin: Wibke Birth