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Baden-Baden. Vom 8. Juli 2005 bis zum 18. September steht Max Beckmann im Blickpunkt des Museums Frieder Burda. „Max Beckmann in Baden-Baden“ lautet der Titel der Ausstellung. Herausragend dabei sind neun Baden-Baden-Motive und über zwanzig Zeichnungen, die Beckmann zwischen 1935 und 1937 geschaffen hat. Unter den ausgestellten Gemälden befindet sich auch der „Tanz in Baden-Baden“, eine Leihgabe der Pinakothek der Moderne in München. Dieses Bild entstand bereits 1923 auf dem Höhepunkt der Inflation.

Zwei Werke der Sammlung Frieder Burda („Stourdza-Kapelle“ und „Blick aus dem Fenster“) gaben den Anstoß, Gemälde und Zeichnungen, die auf Max Beckmanns Baden-Baden-Aufenthalte zurückgehen, zum ersten Mal in einer Ausstellung zu vereinen. Ausgestellt werden ferner eine Reihe großformatiger Figurenbilder und zwei Skulpturen aus dem Zeitraum der dreißiger Jahre. Insgesamt sind über 40 Arbeiten aus fast 20 Jahren zu sehen. Gezeigt werden Schlüsselbilder, in denen sich die zentralen Themen Beckmanns, die ihn in jener Zeit beschäftigen, dramatisch verdichten. Leitmotivisch stehen dafür Werke wie Zirkuswagen (Städel, Frankfurt), Traum von Monte Carlo (Staatsgalerie Stuttgart) und Doppelbildnis Max und Quappi Beckmann (Stedelijk Museum, Amsterdam).

Viele der Baden-Badener Ansichten sind noch heute nachzuvollziehen. Beckmann bot sich der „Blick aus dem Fenster“ vom Restaurant des jetzigen Hotels „Europäischer Hof“ als er sich für etwa zwei Wochen zur Kur im schon damals bekannten Sanatorium Dr. Dengler aufhielt. Er war von Berlin allein angereist. Seine Frau Quappi hielt sich währenddessen bei ihrer Verwandtschaft in Bayern und Holland auf.

"Gestern Abend war ich schon noch einen Sprung in den Spielsälen, wo immer noch dieselben Menschen sitzen und mehr oder weniger angstvoll ihr Geld verlieren. Einen neuen Eingangsraum und eine Bar haben sie eingebaut – in der Bar saßen immerhin sechs bis acht Menschen und ein sehr spießiges Paar tanzte. Dann bin ich schon um 11 Uhr ins Bett, da ich doch etwas müde war und schlief zu meinem Erstaunen bald ein, um um 7 Uhr vom Bademeister unsanft geweckt zu werden. Um 10.20 Uhr habe ich meine erste Douche und dann geht’s Spazieren. " Aus einem Brief Max Beckmanns an seine Frau am 16. März 1937.

Der Maler, von Erschöpfung und Depression geplagt, suchte in den Frühjahrswochen 1935 bis 1937 am jeweils gleichen Platz Erholung. Seinem Bedürfnis nach einem unpolitischen internationalen Publikum kam Baden-Baden gerade noch entgegen. Oft fertigte Beckmann Skizzen, die er dann nach seiner Rückkehr im Atelier in Ölgemälde umsetzte.

Bald nach seinem letzten Besuch in Baden-Baden 1937 emigrierte er mit seiner Frau nach Amsterdam und kehrte nicht wieder nach Deutschland zurück. Vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund und Beckmanns kritischer Lebenssituation sind die Bildmotive aus Baden-Baden neu zu deuten. Der verdunkelte politische Horizont verleiht der Bildgruppe eine innere Dramatik, die auch die prekäre Befindlichkeit des Künstlers als Wanderer zwischen Spielsälen, Parkanlagen und Schwarzwald reflektiert.

Die Ausstellung „Max Beckmann in Baden-Baden“ ist anschließend vom 30. September bis zum 4. Dezember 2005 im Museum für Neue Kunst in Freiburg zu sehen. Sie wird begleitet von einem Katalog mit 152 Seiten und Farbabbildungen der ausgestellten Gemälde. Er enthält neben Kommentaren und Aufsätzen eine bebilderte Lokalchronik und den Abdruck der Briefe, die Beckmann aus Baden-Baden an seine Frau richtete.

Pressetext

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Max Beckmann - Bilder aus Baden-Baden