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Die Ausstellung „realfiktiv“ zeigt mit den Fotografien von Matthias Hoch (Leipzig) und den Objekten von MK Kähne (Berlin) zwei Positionen der aktuellen Gegenwartskunst, die sich mit den Parametern einer auf Mobilität immer mehr zugeschnittenen Innen- und Außenwelt auseinandersetzen.

Matthias Hoch fotografiert zeitgenössische Architekturen, die vor allem modernen Funktionen wie Verkehr, Verwaltung und Freizeit dienen. Seine Motive – spiegelnd verblendete Fassaden moderner Bürogebäude, Stadien, Parkhäuser, Autobahnauffahrten, Brücken – sind als Orte anonym und austauschbar. Kennzeichen dieser Architekturen ist, dass sie als offene Systeme geplant sind und als Räume keine wirklich eigene definitorische Kraft entfalten. Hoch versucht, die Syntax dieser zeitgenössischen architektonischen Sprache genauer zu fassen. Er geht akribisch vor, mit genauem Blick für die Orte und ihre schwer fassbaren Eigenschaften. In eng gefassten Bildausschnitten akzentuiert er das Charakteristische des jeweiligen Zusammenspiels von Konstruktion, Struktur, Material, Farbe und Form. Solcherart konzentriert sich die Wahrnehmung auf den artifiziellen Charakter urbaner Räume.

MK Kähne modelliert ein wohnliches Ambiente, das zu einer Lebenshaltung zu passen scheint, die Mobilität mit Luxus zu verbinden sucht. Äußerlich sind Kähnes Koffer-Objekte der Welt des modernen Lifestyle und Jetset verpflichtet. Die aufwendig gearbeiteten Oberflächen seiner transportablen Sanitärmöbel, Bars und Interieurs erwecken den Anschein von Komfort und Raffinesse. Zugleich sind sie de facto benutzbar. Im jüngsten Objekt „Koffer – Landschaft“ kann der gedachte Besitzer einen Leuchtkasten mit banalem Buschwerk nebst passendem Interieur mit sich führen. Je ausgefeilter der Künstler die extravaganten Bedürfnisse eines fiktiven Nutzers antizipiert, desto unbeweglicher wird und wirkt das eigentlich mobil gedachte Objekt. Kähnes Ironie zündet in der scheinbaren Anpassung von Kunst an die im Namen des Fortschritts propagierten Werte, die sich bei näherer Betrachtung als gesellschaftlich fragwürdige Konstrukte erweisen.

Die Ausstellung wird im Anschluß an die Guardini Galerie vom 12. September bis 19. November 2006 in der Neuen Sächsischen Galerie in Chemnitz gezeigt. In Zusammenarbeit mit der Neuen Sächsischen Galerie entstand ein Katalog, der während der Ausstellung erhältlich ist.

Pressetext

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Matthias Hoch und MK Kaehne „realfiktiv“
Fotografie und Skulptur / Zeichnung

Stationen:
16.02.06 - 07.04.06 Guardini Galerie, Berlin
12.09.06 - 19.11.06 Neue Sächsische Galerie, Chemnitz