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Matthias Bosshart lässt in seinen Tafeln die Bildwelt des Films völlig verstummen. Der Künstler verschränkt das Medium Film mit der Malerei und erzeugt Bilder, in denen sich das „Sichtbare“ verflüchtigt – so lautet das Urteil der Kritikerin Elisabeth Grossmann anlässlich seiner Ausstellung im Kunsthaus Zürich im Jahr 1997. Bosshart bringt in seinen Filmtafeln „das Vorüberrauschen optischer Eindrücke zum Stillstand“. Der Film wird seiner darstellenden Funktion enthoben, Erzähl- und Handlungsstrukturen erlangen eigentliche Bildpräsenz und erzeugen in ihrer rein physischen Gegenwärtigkeit visuell irritierende Effekte.

Film ist für Matthias Bosshart das Kulturphänomen der Moderne schlechthin. Gegenüber der kommerziellen Filmindustrie interessiert sich der Künstler in seiner Arbeit nur bedingt für Film als Unterhaltungsform, als Medium, das eine Geschichte erzählt. Sein Augenmerk gilt der spezifischen Materialität, Technik und Präsentationsweise, die er seit den 80er Jahren in seinen Experimentalfilmen und Filminstallationen erkundet. In den 90er Jahren brach Bosshart mit der Grundprämisse, die besagt, dass Film Bewegung sei, und wandte sich in einer weiteren Werkgruppe dem Filmstreifen als formbildendes Mittel zu. In seinen klein- bis grossformatigen Filmtableaus hebt er den Darstellungscharakter des Mediums auf. Die dicht aneinandergereihten Zelluloidstreifen verweisen nicht auf etwas anderes, bezeichnen nichts anderes, sie sind sich selbst: ein Träger geringfügiger, kaum erkennbarer Veränderungen zwischen Bildern und Bildsequenzen. Der Film als Aktionsraum von Bewegung, Ton, Licht, Farbe und Form ist annulliert. Die Bewegungsillusion des Films manifestiert sich in der linearen Abfolge der Kleinstbilder als eigentümliche Strukturen, die in ihrer visuellen Prominenz ornamentalen Charakter erlangen. In seinen Tafeln steigert Bosshart den optischen Reiz und die physische Präsenz des Zelluloids, indem er gezielt Malschichten einsetzt. Das transparente Zelluloid tritt meist in Wechselspiel mit einem durchlässigen oder opaken Malgrund und zeitweise durchbrechen opake Farbbänder gleichsam als Störfaktor den Verlauf der feinen Filmstreifen.

In der Galerie Bob Gysin zeigt Matthias Bosshart zahlreiche klein-, mittel- und grossformatige Exponate aus dem vergangenen Werkjahr, in denen er die Anordnung der Zelluloidstreifen, die Wahl der Farbe und die Strukturierung der Oberfläche subtil variiert. Ob gross oder klein, Bossharts Filmtableaus sind von einer eigenständigen Ästhetik durchdrungen, die in ihrer Intensität eine geradezu monumentale Wirkung entfaltet.

Ruth Littman Leiterin Galerie Bob Gysin Pressetext

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Matthias Bosshart