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Kabinettausstellung mit 60 Zeichnungen im Eberhard-Roters-Saal

Im digitalen Zeitalter ist der Bleistift ein Anachronismus. Nicht jedoch für Matthias Beckmann, der ihn unbeirrbar nutzt, um aufzuzeichnen, was er sieht.

Der Künstler zeichnet gern in Museen, weil diese öffentlichen Räume für die Kunst und ihre Betrachtung seinem Auge und seinem Stift eine Fülle einzigartiger, merkwürdiger und auch fragwürdiger Objekte bieten, weil er dort gewissermaßen natürliche Modelle findet - Besucher, die sich gemessen bewegen und oft innehalten – und, nicht zuletzt, weil dort auch immer wieder Besonderes mit Gewöhnlichem, Bedeutendes mit Beiläufigem zusammen stößt.

Im Frühjahr 2005 und noch einmal Anfang 2009 kam Matthias Beckmann während mehrerer Wochen in die Berlinische Galerie, schlenderte mit Skizzenbuch und Bleistift durch ihre Räume, wählte einen Standort und zeichnete vor dem Motiv – zügig und ohne Korrektur. Doch trotz dieses raschen und unmittelbaren Zugriffs haben seine Zeichnungen nicht den Charakter schnell hingeworfener Skizzen. Der Künstler führt den Bleistift kontrolliert über das Papier, allein mit der reinen Konturlinie definiert er den Raum, die Gegenstände und Figuren in ihm. Häufig werden seine Zeichnungen von den Papierrändern überschnitten, oft wirken seine Blätter, als seien sie im Gehen entstanden.

Souverän verbindet Matthias Beckmann die Tradition der klassischen Handzeichnung mit Aspekten moderner Gebrauchsgrafik, der Buchillustration und des Cartoon. Darüber hinaus bezieht er filmische und fotografische Gestaltungsmittel ein. Er spielt mit verschiedenen Perspektiven, extremen Blickwinkeln, Unter- und Aufsichten, vergrößerten Ausschnitten.

Bei aller Lesbarkeit ist seinen Zeichnungen immer etwas Vorläufiges, Unabgeschlossenes eigen, etwas, das über sie hinaus weist. "Das Ideal", so Beckmann, "ist die konzentrierte Zeichnung wie aus einem Guss, detailliert und dennoch offen."

Matthias Beckmann wurde 1965 in Arnsberg geboren. Er studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Matthias Beckmann lebt seit 2003 in Berlin. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit zahlreichen Abbildungen; er ist im Museumsshop für 7,80 Euro erhältlich.

Katalog und Ausstellung wurden durch eine private Spende und durch die Ilse Augustin Stiftung zur Förderung bildender Künstler ermöglicht.

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Matthias Beckmann
Raum, Blicke. Die Berlinische Galerie in Zeichnungen