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In seiner ersten europäischen Einzelausstellung verwandelt der amerikanische Künstler Matthew Weinstein (* 1964) den Raum 21 der Pinakothek der Moderne in einen transkulturellen Garten Eden. Sand, Segel und Frisbees führen in die Mitte eines Global Dream der Gegenwart. Hier betritt man einen „Miami Beach“, der allen westlichen Stadtneurotikern einen Wellness- und Easy-Going-Hafen bietet. Das Paradies der Freizeitkultur ist aus digitalen Welten generiert, die jede Metamorphose – vom Apfel des Paradieses über den „Big Apple“ bis zur golden glänzenden Wurfscheibe – möglich machen. Was zählt, ist der Rausch entfesselter Möglichkeiten: der perfekte Körper, die ewige Jugend, die grenzenlose Kommunikation und ein Glaube, der auf High-tech ebenso vertraut wie auf die Kraft der Talismane exotischer Länder und trefflich sitzende Akupunktur-Nadeln.

Die Insignien dieser Kultur – darunter das Geld, für das man alles erwerben kann – sind universell begehrt und fallen dem Betrachter in Weinsteins Wunderland wie ein mit Frisbees versetzter Goldregen in den Schoß. Wer mag sich da nicht an die Göttin Danae erinnern, die als überaus fleischliche Verkörperung in den Bildern alter Meister die gülden verklärte Befruchtung durch Zeus empfing? Die Grenze zwischen Himmlischem und Irdischem, Heiligem und Profanem, Vorgestelltem und Tatsächlichem ist von jeher die Quelle des phantastischen Stromes, aus dem der Themenpark unserer Bildwelt entsteht. An ihr wird beständig Altes in Neues verwandelt, an ihr wachsen die Utopien religiöser Erlösungen, und aus ihr entsteigt auch die zeitgenössische „Spiritualität“, die den Potpourri der Religionen und Aufklärungen in sich verbindet und alle Optionen offen lässt.

Weinstein demontiert den verlockenden Schein des Fetischismus und evoziert genau an der Grenze zwischen dem Bedürfnis nach Glauben und Aberglauben eine kritische Auseinandersetzung mit dem Theater der Waren und Imaginationen. Die vermeintlich banale Lust an der Oberfläche provoziert einen Tiefenrausch, der hinabführt in die Historie unserer Kultur. Denn was unterscheidet die Jagd nach den Trophäen von Miami Beach und Big Apple von der Sehnsucht nach den immer wieder hervorgeholten Götzen, die wie das Goldene Kalb umtanzt werden? Nichts – denn es sind „Universal Pictures“. Pressetext

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Matthew Weinstein – Universal Pictures
erste Einzelausstellung in Europa
Kuratorin: Corinna Thierolf
Ort: Saal 21