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Matt Mullicans (1951) international renommiertes Werk kreist in den unterschiedlichsten Ausdrucksmitteln um die Beziehungen zwischen Bild, Bedeutung und physischer Realität. Ab den siebziger Jahren setzt der Künstler auch Performances für seine Untersuchungen ein, insbesondere die Performance unter Hypnose. Für diese kreiert Mullican spezielle Räume, die er «Psycho-Architectures» nennt. Für Mullican ist die Hypnose ein Werkzeug, mit dem er sowohl einen Zugang zu Strukturen der Imaginationsproduktion erlangen kann, wie auch Werkzeug, seine Person zu «fiktionalisieren». Die Performances in Trance fungieren für den Künstler als Experimente, die spezifische Themen seiner Arbeit weitertreiben. Hypnose benutzt Mullican seit den siebziger Jahren immer wieder im Atelier als Recherchefeld, zu nur ganz seltenen Gelegenheiten aber setzt er sich diesen besonderen Bedingungen im Kontakt mit seinem Publikum aus. Zu den wenigen öffentlichen Performances gehören u.a. 'Drawing the Outline of My Family', 1973, CalArts, Valencia, Californien / 'Untitled (Entering the Picture)', 1973, Project Inc. in Boston / oder jener neueren Datums 'Pattern / Spa / Lecture', 1998, Festival a/d Werf, Utrecht), Galerie Klosterfelde, Berlin, 2000, und die jetzige Performance in der Kunsthalle Zürich. Anfang November 2003 wird Matt Mullican im Centre pour L’Image Contemporaine, Saint-Gervais, in Genf eine weitere Performance durchführen. Im Gegensatz zur Hypnose in der Psychotherapie behält in der Performance der Künstler die Kontrolle bzw. die Regie über vorweg abgesprochene Suggestionen. In der Hypnose, die hier mit einem Trancezustand vergleichbar ist, 'surft' der Künstler mental zwischen Wirklichkeiten und Fiktionen, zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein, zwischen der realen Welt und dem von ihm über Jahre hinweg konstruierten kosmologischen Modell. Er kann sozusagen in die von ihm selbst geschaffenen Bilder eintreten und sie durchschreiten, ohne aber das Resultat dieses Ausfluges vorherzusehen. Der Künstler kann so die Identität von verschiedenen Personen annehmen, aber deren Eigenschaften oder Reaktionen nicht steuern. Nach Marianne Brouwer spielt sich die Performance unter Hypnose "nicht in einer messbaren Zeit, sondern in einer 'unbewohnten' Zeit außerhalb der Kausalität von heute, gestern und morgen ab". Unter dem experimentellen Einbezug verschiedener Medien erreicht Mullican somit auch den 'unbewohnten Ort'; in Trance erforscht er die Grenzen seines Ateliers, manipuliert Farben und Licht, nimmt zum ersten Mal unter Hypnose selbst die Kamera in die Hand oder findet sich in der Person seiner 7jährigen Zwillingstochter (!) wieder. Er distanziert sich vom eigenen "Ich". Matt Mullican der Performer ist eine andere Person als Matt Mullican der Künstler.

„Ich lasse mich hypnotisieren, um in ein Bild einzusteigen oder mich in ein Bild zu projizieren. So habe ich zum Beispiel eine Performance im "Artists Space" (New York 1976) gemacht, bei der ich mein geistiges Auge in eine Zeichnung projizierte, die an der Wand hing und ich habe dem Publikum eine halbe Stunde lang beschrieben, was ich sah. Auf diese Weise habe ich damals ein Bild betreten und 12 Jahre später mache ich dasselbe, nur mit Hilfe eines Computers, der die Bilder herstellt, durch die ich gehe. Das ist dadurch viel objektiver, aber man betritt immer noch Bilder. Virtuelle Realität ist natürlich nicht Kunst, sondern nur ein Medium dafür, es ist eine Art "Monument" der Imagination, denn wie im Traum erschafft man eine Welt, im selben Moment, während man sie wahrnimmt. Und wenn man in ein Bild eintritt, zum Beispiel beim Lesen oder wenn man etwas imaginiert, ist man sehr kreativ. Und tatsächlich, nach der Performance kamen Leute auf mich zu, die alle möglichen Ideen hatten, wo wir gewesen waren, weil ich es beschrieben hatte.“ (aus: Denys Zacharopoulos: Auszug aus einem Gespräch mit Matt Mullican)

Matt Mullican - Trance-Performance Montag, 22. September, 19 Uhr

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Matt Mullican. Trance-Performance

Künstler:
Matt Mullican