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Die Psyche der Menschen, der Spannungsbogen des gegenseitigen Verstehens und Nicht-Verstehens sowie die Frage nach kulturellen Differenzen bestimmen die Arbeiten und das Denken der Niederländischen Künstlerin Mathilde ter Heijne (1969).

Ihr Thema ist die Selbstaufopferung für die eigenen wie propagierten Ideale, für die Liebe oder für die eigene Nation. Distanziert und kompromisslos arbeitet sie an den Grenzen von gesellschaftlichem und individuellem Handeln und kulturellen Differenzen. So untersucht sie den Begriff und die Erwartung der Liebe in unterschiedlichen geographischen Weiten, die Integrationsversuche in unseren westlichen Breitengraden oder wie weit Dogmatismen in der Politik sich auf das individuelle Handeln auswirken.

Ter Heijne verknüpft Fiktion und Dokumentationsmaterial zu einer brüchigen Narration. Diese benutzt sie, um den Betrachter in ebenso instabile Realitäten zu involvieren. Die Kunst bietet hier die nötige Alltagsdistanz, die es ermöglicht, die Konfrontation aufrecht zu erhalten.

Dieser Arbeitsansatz verdichtet sich in ihrem Ausstellungsprojekt „Tragedy“ im migros museum für gegenwartskunst. Das Thema lehnt sich an den Ursprung der griechischen Tragödie an, mit dem Gedanken der Verquickung des Begriffs mit heutiger Bedeutungsaufladung. Das Spannungsfeld reicht von den Anfängen der Tragödie in den Menschenopferriten des antiken Griechenlands bis zu den heute allgegenwärtigen, medial gefilterten Bildern menschlicher Katastrophen.

Zu sehen sind sechs installative Arbeiten, die in den letzten beiden Jahren entstanden sind. Der Bogen spannt sich von der individuellen zur kollektiven Selbstaufopferung. In der Videoinstallation „Mathilde, Mathilde“ (2000) behandelt sie ihren Vornamen Mathilde, der symptomatisch und speziell im französischen Film für die Rolle der sich Opfernden steht.

Die individuelle Selbstaufopferung durchmischt sich schnell mit der gesellschaftlichen, sobald es um politische Werte geht. Die Videoarbeit „Suicide Bomb“ (2000) behandelt die Nachstellung eines Selbstmordattentats und hebt durch ein vertrautes westeuropäisches Umfeld die Unnahbarkeit solcher Taten auf.

Mathilde ter Heijne benutzt sich in all diesen Arbeiten als Material und als Double. Mit grotesker Ironie benutzt sie diese Figuren, um sie am Ende der Ausstellung mit der Arbeit „Five Times Hi“ (2002) auf einer Opferplattform nach griechischer Grösse auftreten zu lassen. Die Szenerie ist der griechischen Tragödie „Ephigenie in Taurus“ nachgestellt. Alle Figuren haben nach klassischer Massgabe eine eigene Rolle. Zudem übernehmen sie auch die des Chors und singen ein Stück von Gluck aus der gleichnamigen Oper (1779).

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit verschiedenen Interviews in deutscher und englischer Sprache.

Vom 31. Mai bis 2. Juni findet das Symposium stuff it statt - ein Symposium zum Thema des „Video Essays“ – in Kooperation mit dem Institut für Theorie der Gestaltung und Kunst / Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich - konzipiert und organisiert von Ursula Biemann. Pressetext

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Mathilde ter Heijne - TRAGEDY