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Eine blutige Nase holte sich Joseph Beuys, als er seine Wärmetheorie bei einer Fluxus-Aktion 1965 mit einer dampfenden Säureflasche vorführen wollte. Die Flasche fiel um, ein Anzug wurde verätzt, der darin steckende Besucher schlug zornentbrannt zu. Danach ereignete sich eine jener seltenen Sternstunden der Kunstgeschichte: Bluttriefend verteilte Beuys Schokolade an die schockierten Zuschauer und beschwor sie mit einem erhobenen Klappkruzifix. Der "Christusimpuls" war die Triebfeder für den Aktionskünstler Beuys – und verbindendes Glied zwischen ihm und seinem Professor Ewald Mataré an der Düsseldorfer Akademie.

Diese gemeinsame "spirituelle Basis" von Mataré und Beuys ist Thema der kommenden Ausstellung im Paula Modersohn-Becker Museum. Ausgangspunkt ist ein Hauptwerk Matarés in Bremen. 17 Meter hoch ragt es auf, nur wenige Schritte vom Rathaus und dem Paula Modersohn-Becker Museum entfernt, und doch weiß kaum einer, dass es sich um das buchstäblich letzte Werk eines der bedeutendsten Bildhauers der Nachkriegsmoderne in Deutschland handelt: die Fassade des Hauses Atlantis in der Böttcherstraße (1962–1965).

Mit noch nie gezeigten und unpublizierten Entwurfsmodellen Matarés wird die Fassade in der Ausstellung präsent sein. Die dem Fassadenentwurf zugrunde liegenden Motive werden durch die Zusammenschau mit weiteren Arbeiten Matarés – Menschen-, Natur- und Christusdarstellungen – verdeutlicht. Frühe Hauptwerke von Joseph Beuys zeigen, wie dieser sich die Motive seines Düsseldorfer Akademieprofessors aneignet und im Sinne seines erweiterten Kunstbegriffs fortentwickelt. Insgesamt werden ungefähr 120 Werke von Beuys und Mataré, Graphiken, Malereien, Plastiken und angewandte Kunst im Paula Modersohn-Becker Museum zu sehen sein. Das Gerhard-Marcks-Haus zeigt gleichzeitig Bildwerke von Mataré und Beuys. An Werken zu den Themen weibliches Idol, Tier und Christus wird hier die Rolle Matarés bei der Entstehung des Beuysschen Plastikbegriffes veranschaulicht.

Daniel Schreiber

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Mataré + Beuys

Künstler:
Ewald Mataré, Joseph Beuys

Kurator:
Daniel Schreiber

Ort:
Gerhard Marcks Haus / Paula Modersohn–Becker Museum