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Martin Eder, geboren 1968, ist ein außergewöhnlicher Maler. In seinem bisherigen Werk spielen aber auch Installation, Skulptur, Film und Performance eine herausragende Rolle. In der Lingener Kunsthalle gibt er mit vielen neuen Arbeiten einen umfangreichen Einblick in sein aktuelles Werk. Schönheit und Morbidität sind in seinen Arbeiten eng miteinander verbunden. Vor allem Eders leuchtende Aquarelle haben die verträumt romantische Ästhetik des Mediums abgelegt. In ihnen herrscht die schnelllebige, mediengesättigte Realität von 30-Sekunden-Werbespots und einer urbanen Wirklichkeit des 21. Jahrhunderts - fragmentierte Erinnerungen, Fernsehbilder und Songs, die vor allem durch ihren kommerziellen Kontext vermittelt werden. Eines seiner unverwechselbaren „Markenzeichen“ sind mit sicherer Hand gemalte, farbenfreudige, unschuldige Porträts von Katzen und Hunden - und von schönen Frauen. Dabei erwecken deren Schönheit und ihr nicht sofort durchscheinender ängstlicher existentialistischer Kern auch ein Gefühl des Morbiden. Eder bringt diesen Kern ans Licht, indem er die Popkultur des Grusels zitiert, die von süßen, kitschigen Gesichtern zehrt - Fassaden des blanken Horror vacui - die über eine darunter lauernde furchtbare Leere hinwegtäuschen. Ein anderes sind seine Installationen, in denen er Skulptur, Malerei und oft auch Performance verbindet. In ihnen spürt er der Realität einer Gegenwart nach, die sich für viele Zeitgenossen weitgehend im „Erleben“ aus Medien speist; „Realität“ mediengerecht aufbereitet, in leicht konsumierbaren Häppchen gereicht, das Grauen der realen Nachrichten zwischen die Ästhetik der Werbung und der sie begleitenden banalen Serien gepackt. Martin Eder konfrontiert den Betrachter in seinen Arbeiten aus unmittelbarer Nähe mit dieser Medienrealität - und mit dem ihm eigentlich Wichtigen - dem Reich der Erinnerung, der Melancholie und des Vergehens. „Mit kalter Kraft“ nutzt er eine Ästhetik, die glitzernde Verführung mit horrorfilmhafter Theatralik vereint, um ein System aus künstlichen Werten und eine damit einhergehende Welt des Verlustes zu beschreiben. „Er ist (dabei) kein politisch oder systemkritisch motivierter, geschweige denn aus solch einer Position heraus agierender Künstler, sondern ein Kind seiner Zeit, das die in ihr vorherrschenden ästhetischen Kategorien als Chiffren des eigenen Lebensgefühls empfindet und sie als künstlerische Werk- und Spielzeuge einsetzt. Das klare Bewusstsein des nahenden Verfallsdatums dieser Kategorien, deren Ablösung durch ständig neue in immer schneller sich abwechselnden Zeitabständen droht, ist ihm dabei jederzeit präsent. Forever isn’t very long (Titel der Installation, auf die sich dieses Zitat bezog). Vielleicht verhält sich Eders Kunst gerade deshalb so zu ihnen, als hätte sie selbst keine Zeit mehr zu verlieren, als hätte sie noch nie welche zu verlieren gehabt. Es ist nicht zuletzt dieser kreative Wiederspruch aus Faszination und Paraphrase, aus dem sich seine Arbeit weitgehend speist,“ schreibt Thomas Elsen im Katalog „The Return of the Anti-Soft“. Zur Ausstellung erscheint im Oktober ein umfangreicher Katalog im Hatje Cantz Verlag mit in situ Aufnahmen der Ausstellung in der Lingener Kunsthalle. (120 Seiten, 102 farb. Abb.) Pressetext

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Martin Eder - Die kalte Kraft