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Ein Hauch von Weltuntergang und Jüngstem Tag weht einen an bei der Betrachtung von Markus Selgs jüngsten Werken. Umsturz, Untergang und schöpferisches Chaos scheinen sich in diesen ruinösen, raum- und zeitenthobenen Bildwelten zu verschränken und damit zugleich der Verbindlichkeit jedweden hergebrachten Realitätsbegriffs Hohn zu sprechen.

Markus Selgs Tafelbildern ebenso wie seinen Skulpturen liegt zumeist das Prinzip der Collage oder Assemblage zugrunde. Seine Arbeitsmaterialien bezieht der Künstler zu weiten Teilen aus der Bilderflut des Internet oder aus den Überresten großformatiger Printmedien. Die außergewöhnliche Offenheit und Sensibilität des Künstlers in der Begegnung mit vorgefundenen visuellen Strukturen und sein souveräner, gewitzter Umgang mit den Möglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung zeitigen nie gesehene, oftmals zutiefst desorientierende Synthesen von Farben, Physiognomien, Aggregatzuständen und Erlebnisebenen. Durch ein spezielles Print-Verfahren erhalten seine Leinwände eine samtige, pigmentgesättigte Textur, die in Verbindung mit den grellen, leuchtenden Farben der Computer-Palette die morbid-dramatische Dimension der Bildinhalte unterstreicht.

Bei der Präsentation seiner Werke setzt der Künstler auf die Interaktion von Bildern, Skulpturen und architektonischen Versatzstücken. Der Ausstellungsraum wird durch die Schaffung wohlkalkulierter Achsen, durch Beleuchtungseffekte und aufwendige Einbauten seiner aktuellen Vision, dem je aufgespannten Thema anverwandelt. So präzise und akribisch Selg aber die Einrichtung seiner Environments und den Parcours ihrer Erfahrung konstruiert, so frei und impulsiv verfährt er zunächst in der Schöpfung des einzelnen, für sich autonomen Tafelbilds. Der Inhalt der Bilder ergibt sich erst während ihrer Gestaltwerdung ohne vorgefasste narrative Ausrichtung. Das hindert sie nicht daran, sich in der jeweils realisierten Ausstellungsinszenierung überaus stringent zu einer “Geschichte”, einem Szenario mit einem einheitlichen Motto und Sinnhorizont zusammenzufügen.

Auch in der aktuellen Präsentation bezeichnen die einzelnen Werke Marksteine innerhalb eines Geschehens, das dem sich annähernden Rezipienten, dem schließlich in Selgs Bildwelten “Eingeweihten”, als zyklisch erlebbar wird: Verführung, Kampf, Fall, Untergang, Befreiung, Wiederauferstehung – universale und ewig wiederkehrende, überzeitliche Motive der Menschheitsgeschichte, der Mythologien, der Heilslehren.

Kathrin Elvers-Svamberk (Pressetext)

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Markus Selg - Die Chronik