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Ort: NEXT DOOR galerie michaela stock, Schleifmühlgasse 18, 1040 Wien
Vernissage: Dienstag, 10. Mai um 18 Uhr

Über seinen Körper positioniert sich der Mensch in der Welt und in seiner Zeit, Körpervorstellungen und –konzepte sind meist zeithistorisch verortet. Der Körper des Menschen ist seine Hülle, der Schutz seines Innersten, ob es sich um rein physische oder um metaphysische Konzepte wie z.B. die Seele handelt, die ihn zusammenhält.

In der Ausstellung „das andere selbst und das selbst andere“ zeigt sich die Doppelbödigkeit und das Verstörende in den zwei Serien von Marko Zink unverstellter und angriffslustiger als bisher. Vor einem idyllischen lebensnahen Hintergrund spielt etwas, nur auf den ersten Blick Lustiges und Unterhaltsames. Sehr schnell kommen auf die Oberfläche die ganze Ironie und die Tragik des Erzählten.

Das Video ”Traktor fahren” aus der Serie „fred&freda“ vermittelt den Eindruck eines grotesken und unheimlichen, aber in seiner Wesenheit uns ganz nahen und bekannten ländlichen Schauspielplatzes. In einem prototypischen hölzernen Stall mit dem alten grünen Traktor, springt unerwartet eine nackte männliche Figur mit einer Gesichtsmaske hinter dem Traktor hervor. Er verbleibt eine Weile in seiner Nacktheit aufrecht stehen. Danach klettert der Mann auf den Traktor, ahmt den Zündhebel und Motor nach. Das Steuerrad festhaltend hüpft er auf dem Traktorsitz und imitiert die Traktorfahrt, drückt auf die Hupe, parkt ein, steht aus dem Fahrersitz auf, bleibt wieder eine Weile aufrecht stehen, einen Applaus oder Anerkennung erwartend, und endlich verschwindet hinter dem Traktor.

Marko Zink bedient sich in seiner grotesken Vorstellung mit zahlreichen Entfremdungselementen: der nackte Körper, die Gesichtsmaske mit dem Schnauzer und den in die Stirn gekämmten Haaren, die Imitation von Traktorgeräuschen, das Hüpfen, die schwabbelnden Brust und der Bauch. Das Einsetzen der Gesichtsmaske wie ebenfalls der Titel der ganzen Serie „fred&freda“ weist auf eine Interpretationsmehrdeutigkeit hin. Geht die Geschichte auf Francis Ferrell, geboren als Fred (Freda) Van, der als halb Mann und halb Frau auf den verschiedenen Nebenschauplätzen in der ersten Hälfte des 20.Jhs. auftrat, zurück? Handelt es sich hier um zwei Personen, eine weibliche und eine männliche, die in einer, hinter einer Maske versteckt, existieren? Oder setzen wir alltäglich auf unserem Lebensweg verschiedene Masken auf um sich selbst zu beschützen und von der Gesellschaft akzeptiert zu werden? Oder erinnert uns die Maske gar an jemanden, der „uns“ ein (optisches) Regelwerk vorgab, um in sein menschenfeindliches System zu passen, ohne dass er selbst je in ebendieses gepasst hätte? Durch das Zusammenspiel dieser, deutet Zink auf die Mehrdeutigkeit der menschlichen Existenz hin, die sich in der Einheit von Gegensätzen offenbart.

In der Video-Projektion „die verrückten zwei Schwestern„ setzt sich das Spiel des Versteckens und Offenbarens fort. Der Künstler versteckt sich hinter einem durchsichtigen Vorhang in einem Holzhaus. Obwohl auf jeder Fotografie zwei Personen erscheinen, ist offensichtlich, dass es sich dabei nur um eine Person handelt. Die zwei Schwestern verkörpert der Künstler selbst, angezogen nur in einem transparenten hellblauen Regenmantel aus Plastik und halterlosen weißen Strümpfen, einmal mit einer blonden und dann mit einer braunen Perücke. Man erkennt verschwommen zwei kreischende Menschen, zwei Oberkörper, zwei einander haltende Hände und dann nur noch eine Silhouetten jener Protagonisten. Einzelnen Körperteile verschwinden und erwecken somit gleichzeitig unheimliche Gefühle. Die Vorstellung, dass sich jemand unsichtbar machen könnte oder sich hinter einer Maske versteckt, hat Menschen seit jeher mit einer Mischung aus Faszination und Unbehagen erfüllt.

Masken werden verwendet, weil man für kurze Zeit eine andere, ein anderer sein will – oder sein muss. Sie verdecken, was verdeckt werden muss, und sie erschaffen eine Wirklichkeit, die eigentlich keine ist. Masken können erschrecken, können uns auf- oder abwerten, können ablenken von den Dingen, die nicht gezeigt werden sollen. In den zwei präsentierten Serien des Künstlers Marko Zink wird eindeutig klar, wie auch einst der römischen Philosoph und Schriftsteller Seneca feststellte: "Nemo enim potest personam diu ferre – Niemand kann auf Dauer eine Maske tragen."