press release only in german

Mark Lammert Eröffnung: Mittwoch, 10. November 2010, 19 Uhr Es spricht Matthias Flügge Dauer der Ausstellung: 11. November 2010 – 21. Januar 2011 Öffnungszeiten: Di–Fr 14–19 Uhr

Die Guardini Galerie zeigt vom 11.11.2010 bis zum 21.01.2011 Malerei von Mark Lammert. Er wurde 1960 geboren und lebt in Berlin. Lammerts Malerei, die sich seit Jahren in zum Teil ausgreifenden Bildfolgen entwickelt hat, befasst sich mit Fragen der Wahrnehmung, besser der Wahrnehmbarkeit von Erscheinungen der Farbe und ihrer Materialität. Kontinuität und Abweichung sind ihre zentralen Kategorien. Auf welchem Hintergrund lässt sich welche Körperlichkeit der Farbe geben? Was können wir sehen, was ist Erkennen? Wie viele Schattierungen kann beispielsweise das Schwarz haben? Fragen, die im einzelnen Bild kaum zu stellen oder gar zu beantworten sind. Lammert arbeitet über lange Zeiträume, meist Jahre an diesen Bild-Konvoluten. Deren Teile sind aufeinander bezogen und variieren ein grundlegendes Thema. Doch was hier wie ein formales Exerzitium erscheint, beinhaltet zugleich sehr komplexe Ideen über das malerische Bild und seine Erscheinung, über Zum-Vorschein-Kommen und Verschwinden, Aufbauen und Zerstören. Das einzelne Bild ist Ziel und Fragment in einem. Mit seinen Arbeiten begibt sich Lammert in einen Dialog mit Bilderfahrungen der Moderne. Zum einen sind dies Illustrationen und museale Relikte des anbrechenden wissenschaftlichen Zeitalters, etwa die Stiche zur Enzyklopädie von Diderot und d'Alembert oder die Artefakte des Musée Fragonard in Paris, zum anderen die fragmentierten Bewegungsabläufe der frühen wissenschaftlichen Fotografie. Im Zentrum der Ausstellung stehen die Bildgruppen „Manöver“, „Floaters“, „Sammlung“ und „Nach Marey“, die hier erstmals vorgestellt werden. Während „Manöver" die Austauschbarkeit der Bilder untereinander untersucht und die daraus resultierende Veränderung der Erzählform beobachtet, zeigt die Arbeit "Nach Marey" eine Folge von Malereien, die Mark Lammert zu den fotografischen Untersuchungen von Étienne-Jules Marey gemacht hat, der in der Abfolge einzelner Aufnahmen filmische Methoden vorweggenommen hat. Mark Lammert beschreibt das so: "Wenn man die berühmten 24 Bilder, die ein Film pro Sekunde zeigt, übereinanderlegt, entsteht so etwas wie der Palimpsest eines Moments. Ein Film ist nicht Bewegung sondern eine Folge von Bildern, die sich ins Gehirn einbrennen. Darum geht es, dass in einem Foto schon der Moment des Danach anwesend ist. Ich wollte diese physiologische und philosophische Ambivalenz von Zeit und Wahrnehmung in einem Medium nachvollziehen, das nach gegenwärtig verbreiteter Ansicht obsolet, zumindest zu solch komplexen Operationen unfähig ist." Dahinter steht also auch die Frage nach den gegenwärtigen Erkenntnismöglichkeiten der Malerei und ihrer Beziehung wie Differenz zu bildgebenden Verfahren der Wissenschaft. In den vergangenen Jahren hat Mark Lammert mit internationalen Regisseuren eine Reihe von Räumen für das Theater gemacht. Jüngst hat er mit Dimiter Gotscheff an der Volksbühne "Die Chinesin. Jean Luc Godard. Eine Übermalung" als Untersuchung über die Primärfarben gestaltet. Lammert versteht sich nicht als Bühnenbildner im landläufigen Sinne sondern als "Maler im Theater", der mit äußerst reduzierten Mitteln den Raum als ein Bild begreift, das in der Interaktion mit den Darstellern seine Autonomie zu wahren hat.

Parallel erscheint im Richter Verlag das Buch: Mark Lammert. Malerei 1997–2010, mit einem Text von Bruno Duarte und einem Gespräch mit dem Künstler von Matthias Flügge, Düsseldorf 2010.

Mark Lammert

1960 geboren in Berlin 1979–86 Studium der Malerei an der Kunsthochschule Berlin 1989–92 Meisterschüler von Werner Stötzer an der Akademie der Künste zu Berlin 1993 erster Bühnenraum für Heiner Müllers Inszenierung „Duell-Traktor-Fatzer“ am Berliner Ensemble 1994 Stipendium Senatsverwaltung für Kulturelle Angelegenheiten, Berlin 1996 Malerei-Stipendium, Kunstfonds e.V., Bonn Wilhelm-Höpfner-Preis der Winckelmann-Gesellschaft, Stendal 1997 Arbeitsaufenthalt in Lissabon 1998 Grafikpreis der Kunstmesse Dresden Stipendium Stiftung Kulturfonds, Berlin 1999 Käthe-Kollwitz-Preis der Akademie der Künste 2000/01 Einladung der Académie Expérimentale des Théâtres Paris 2002 Eberhard-Roters-Stipendium für Malerei der Preußischen Seehandlung, Berlin 2003 Artist in Residence am Centre International „Les Récollets“, Paris

Lammert lebt in Berlin.

Ausstellungen:

Einzelausstellungen

1991/93 Galerie Rotunde, Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin 1995 Kunsthalle Rostock 1996 Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen, Magdeburg 1998 galerie refugium, Berlin 1999 Käthe Kollwitz Preis, Akademie der Künste, Berlin 2000 Kunstkabinett am Goetheplatz, Stadtmuseum Weimar 2001 „Arbeitsbücher und Serien“, Kunstsammlung Neubrandenburg 2002 Kunstraum Les Subsistance, Lyon 2004 „Risse“, fruehsorge – Galerie für Zeichnung, Berlin 2005 “Fragment d’Espace”, Centro de Arte Moderna, Fundção Calouste Gulbenkian, Lissabon 2006 “Ausgewählte Zeichnungen“, Berlinische Galerie, Landesmuseum für moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin 2007 „One Stepp beyond“ (mit Greg Stone), fruehsorge – Galerie für Zeichnung, Berlin 2010 „Beauty is booty“, fruehsorge – Galerie für Zeichnung, Berlin

Gruppenausstellungen

1989 „1. Quadrinale – Zeichnungen der DDR“, Museum der bildenden Künste, Leipzig 1991 „Vice Versa“, Frans-Hals-Museum, Haarlem 1992 „Turning Points – East German Art in Revolution“, Northern Center for Contemporary Art, Sunderland u.a. 1993 „Akademie 93“, Berlin 1995 „Scharfer Blick – Der Deutsche Künstlerbund in Bonn“, Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn 1996 „Zeichnen“, Der Deutsche Künstlerbund, Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg „Das szenische Auge“, Institut für Auslandsbeziehungen, Berlin, Neu-Delhi u.a. 1997 „respondem“, Exhibition Centre, Centro Cultural de Belém, Lissabon „deutschlandbilder“, Martin-Gropius-Bau, Berlin 2000 „Kabinett der Zeichnung“, Kunstverein Düsseldorf u.a. 2002 „Wahnzimmer – Kunst und Kultur der achtziger Jahre in Deutschland“, Museum der Bildenden Künste, Leipzig, und Museum Folkwang, Essen 2003 „Warum!, Bilder diesseits und jenseits des Menschen“, Martin-Gropius-Bau, Berlin „Kunst in der DDR“, Neue Nationalgalerie, Berlin 2008/09 „Notation. Kalkül und Form in den Künsten“, Akademie der Künste, Berlin, und ZKM, Karlsruhe 2009 „Art of Two Germanys“, County Museum of Art, Los Angeles 2010 „Je mehr ich zeichne/Zeichnung als Weltentwurf“, Museum für Gegenwartskunst, Siegen

Bühnenräume

1993 Heiner Müller, „Duell-Traktor-Fatzer“ (Müller/Brecht), Berliner Ensemble, Berlin 1995 Heiner Müller, „Germania 3“ (Müller), Berliner Ensemble, Berlin Josef Szeiler, „Philoktet“ (Müller), Berliner Ensemble, Berlin 1997 Jean Jourdheuil, „Germania 3“ (Müller), Lissabon 2003 Jean Jourdheuil, „La Finta giardiniera“ (Mozart), Staatsoper Stuttgart 2004 Jean Jourdheuil, „Michel Foucault, chose dites, choses vues“, Festival d’Automne, Paris 2005 Jean Jourdheuil „Idemeneo“ (Mozart), Staatsoper Stuttgart 2006 Dimiter Gotscheff, „Die Perser“ (Aischylos/Müller), Deutsches Theater, Berlin 2007 Dimiter Gotscheff, „Die Hamletmaschine“ (Müller), Deutsches Theater, Berlin 2009 Dimiter Gotscheff, „Die Perser“ (Aischylos), Epidauros/Griechenland Dimiter Gotscheff, „Prometheus“ (Aischylos/Müller), Volksbühne, Berlin Volker Schlöndorff, „Und das Licht scheint in der Finsternis“ (Tolstoi), Berlin/Moskau Jean Jourdheuil, „Philoktet“ (Sophokles/Müller), Théâtre de la Ville, Paris Dimiter Gotscheff, „Oedipus Tyrann“ (Sophokles/Hölderlin/Müller), Thalia Theater, Hamburg 2010 Dimiter Gotscheff, „Die Chinesin" (Godard), Volksbühne, Berlin

Werke in öffentlichen Sammlungen

Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett, Berlin
Berlinische Galerie, Landesmuseum für moderne Kunst, Fotografie und Architektur
Museum der bildenden Künste, Leipzig
Staatliches Lindenau-Museum, Altenburg
Staatliche Kunstsammlungen, Dresden
Staatliches Museum, Schwerin
Sammlung Ann und Werner Kramarsky, New York
Kunstsammlung der Akademie der Künste, Berlin

only in german

Mark Lammert
Malerei 1997-2010
Kuratoren: Matthias Flügge, Frizzi Krella