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In Marijke van Warmerdams zweiter Einzelausstellung in der Galerie Barbara Weiss zeigt sie aktuelle Arbeiten, die sich über ihre einfache und offene Bildsprache direkt an den Betrachter wenden und ihn auf eine Reise in eine immaterielle Welt einladen.

Der Film Met losse handen, (Freihändig), 2004, zeigt das Vorderrad und die Lenkstange eines Fahrrads, das über eine gerade Landstrasse fährt und die Fahrgeschwindigkeit allmählich erhöht. Der Betrachter sieht die Szene aus der Perspektive des Fahrradfahrers. Langsam bewegt sich die Blickrichtung von der Straße zum Horizont und die Fahrradfahrt führt über Baumkronen in den Himmel, bis das Fahrrad wieder auf festem Boden steht und die Reise von neuem beginnt.

Im selbem Raum hängt ein Objekt, das den gleichen Titel wie die Ausstellung Hinfahrt trägt. In einem Holzregal mit verspiegelter Rückfront stehen drei Flaschen. Eine Flasche mit einem Flaschenschiff und zwei originale, noch verschlossene Alkoholika: Malibu Carribbean Whiterum und Absenthe. Die beiden Flaschenetiketten und das Flaschenschiff verbinden sich zu einem Bild- und Wortspiel, das mit dem Fernweh in fremde Welten spielt.

Der Film Roeren in de verte (Rühren in der Ferne), 2004, im hinteren Raum der Galerie zeigt ein Zimmer mit großem Fenster, hinter dem es schneit. Im rechten Bildrand steht eine Tasse, in der ab und zu eine Hand mit einem Löffel rührt. Der Schnee fällt mal schnell, dann wieder langsamer und beim längeren Hinsehen auf die Schneeflocken verliert sich der Blick in diesem Treiben. Beide Filme, Met losse handen und Roeren in de verte, laufen im Loop. Damit gelingt es Marijke van Warmerdam – wie auch schon in früheren Arbeiten - die klassische Erwartungshaltung gegenüber dem Film und das Bedürfnis nach Handlung und Erzählung aufzubrechen.

Im Eingangsraum sind Objekte und Siebdrucke installiert. Hier gibt es höhere Wesen, 2005, ist ein in der Natur so vorgefundener, quadratischer Pyritstein, der auf einem schwarzen, rechtwinkeligen Metalldreieck steht. Marijke van Warmerdam zeigt uns die einfache Schönheit des Steines, dessen perfekte Form und das Wunder, das die Natur so etwas hervorbringt. Auf Sigmar Polkes Werk, mit dem Titel Höhere Wesen befehlen: obere rechte Ecke schwarz malen, kontert Marijke van Warmerdam mit der Aussage, das die Höheren Wesen die Arbeit schon gemacht haben. Gegenüber hängt ein Siebdruck Puddle (Pfütze), 2005, der auf einen Spiegel gedruckt wurde. Eine Hand hält einen Ast und berührt damit die Mitte einer Wasserpfütze. Die Magie des Bildes wird erweitert, indem sich der Betrachter auf der Bildoberfläche – im Wasser – spiegelt, je näher er dem Werk kommt. Auf dem zweiten Siebdruck Take off, 2005, halten zwei Hände einen Spiegel zum Himmel, indem sich gleichzeitig ein Flugzeug und der Betrachter darin spiegeln. First drop (Erster Tropfen), 2004, ist oberhalb, über dem Kopf des Betrachters an der Wand installiert und erinnert an eine Wolke. Aus ihr fällt ein großer, runder und durchsichtiger Tropfen.

Die Kontinuität des Zeit- und Raumempfindens löst sich beim Betrachten der Filme, Objekte und Siebdrucke auf und es öffnet sich eine andere Wirklichkeit. Marijke van Warmerdam führt den Betrachter an eine Grenzlinie, an der sich Realität und Tagtraum berühren.

Aktuelle Ausstellungen von Marijke van Warmerdam: Sikt, The National Museum of Art, Oslo; KLIK, KRAS, Huis Marseille, Amsterdam; Pursuit of Happiness, Beyond-Leidsche Rijn, Utrecht; Connexions, mille et trois plateaux, Mamco, Geneva

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Marijke van Warmerdam: Hinfahrt