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Eine außergewöhnliche Installation wird die belgische Künstlerin Marie-Jo Lafontaine in Osnabrück schaffen. Ab Mitte Oktober bringt sie eine Schrift-Licht-Installation am Felix-Nussbaum-Haus an. Die Neontextzeile besteht aus einem Textfragment in verschiedenen Sprachen und umläuft und verbindet zwei Gebäudeteile des Felix-Nussbaum-Hauses: den Nussbaum-Gang und das Vertikale Museum. Erst nach Fertigstellung der Installation wird Marie-Jo Lafontaine den Inhalt ihres Textfragments bekannt geben.

Zusätzlich zu dieser Außeninstallation schafft Lafontaine eine Soundinstallation, die im Inneren des Vertikalen Museums zu hören sein wird. Stimmen von verschiedenen Personen werden zusammengesetzt und in einer manchmal einfachen und manchmal komplexen Rhythmik verzerrt. Musikalische Einspielungen geben dieser Komposition die Dramaturgie. Darüber hinaus wird der Ausstellungsraum durch eine Neonlinie betont, die die Farben der äußeren Schrift wieder aufnimmt.

Marie-Jo Lafontaine ist eine international renommierte Vertreterin der zeitgenössischen Kunst. Mit ihren künstlerischen Mitteln wie Video, moderne Medien, Installationen und Fotografie nimmt sie Stellung zu aktuellen Problemen der Zeit.

Die Video-Skulptur "Les larmes d'acier" verhalf der Künstlerin 1987 auf der documenta 8 in Kassel zu ihrem internationalen Durchbruch. Bis dahin hatte sie bereits im französischsprachigen Raum große Beachtung gefunden. Bei den Arbeiten von Marie-Jo Lafontaine steht nicht nur die reine Videokunst im Vordergrund. Vielmehr möchte sie allgemeine existenzielle Bedingungen menschlichen Daseins aufzeigen. So sind für sie Liebe und Tod, Schein und Sein sowie Vernunft und Leidenschaft zwei grundsätzlich konträre Aspekte, die aber unabdingbar zusammen gehören und nicht trennbar sind.

Die vorbereiteten Arbeitsschritte für die Installationen von Marie-Jo Lafontaine wiederholen sich stetig. Zuerst wird eine Situation genau beobachtet, dann werden Darsteller animiert, sich in Szene zu setzen beziehungsweise eine Szene zu schaffen. Abschließend wird alles analysiert und gestaltet. So wird aus der künstlerischen Arbeit nicht nur ein Videofilm, sondern eine Skulptur.

Marie-Jo Lafontaine wurde 1950 in Antwerpen geboren. Sie studierte zunächst Jura, bis sie sich 1975 an der Ecole Nationale d'Architecture et des Arts Visuels "La Cambre" in Brüssel einschrieb. Hier herrschten die Kunstrichtungen Minimal und Concept Art vor. Doch trotz des Einflusses dieser beiden Stilrichtungen entschied sich die Künstlerin für ihren eigenen Weg, wie ihre erste Arbeit deutlich zeigt. 1977 stellt sie der Öffentlichkeit unter dem Titel "Monochromes noir" monochrome, schwarze Wandteppiche vor. Anfang der achtziger Jahre entstanden dann ihre ersten Videoinstallationen.

Die Inspirationen für ihre Werke erhält die Künstlerin durch die Auseinandersetzung mit Philosophen und Dichtern wie Nietzsche und Rilke. Ein wesentlicher Aspekt ist in vielen Arbeiten auch der Bezug von Schrift und Sprache.

Bedeutende Arbeiten von Marie-Jo Lafontaine sind unter anderem "L'interdit désiré" (1987), "Argusauge" (1992), "Liquid Crystals" (1999), "The swing" (1999), "Babylon Babies" (2001) und "Lost Paradise" (2001/2002). Die Künstlerin hat zahlreiche Professuren inne und war in den Jahren 1998 und 1999 Kulturbotschafterin von Flandern. Marie-Jo Lafontaine wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, so zum Beispiel mit dem Preis für Europäische Medien und Kommunikation 1992 und dem Wilhelm-Loth-Preis der Stadt Darmstadt 1995. Die Künstlerin lebt heute in Brüssel.

Das Projekt von Marie-Jo Lafontaine in Osnabrück ist eine Kooperation zwischen dem Museums- und Kunstverein Osnabrück e.V. und dem Felix-Nussbaum-Haus anlässlich des 125-jährigen Geburtstages des Vereins und des 100. Geburtstages von Felix Nussbaum.

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Marie-Jo Lafontaine
Installation am Felix-Nussbaum-Haus