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Marianne Wex, „Weibliche“ und „männliche“ Körpersprache als Folge patriarchalischer Machtverhältnisse, 1972-77 Co-kuratiert von Mike Sperlinger, London.

In den Jahren von 1972 bis 1977 fotografierte Marianne Wex Menschen und ihre Körperhaltungen in den Straßen von Hamburg und unterteilte ihre Aufnahmen anschließend in verschiedene Kategorien. Dabei stellte sie spezifische Haltungen der Arme und Beine, Füße, Knie, Ellbogen, Hände, Schultern und Köpfe von Frauen und Männern gegenüber. Ihr Interesse galt der Frage, in welchem Maße sich geschlechtsspezifische Konditionierungen und Hierarchien in alltäglichen Posen und Gesten widerspiegeln. Um ihre Recherche auszuweiten, ergänzte Wex die ca. 5000 Fotografien aus dem öffentlichen Raum durch abfotografierte Bilder aus den Massenmedien sowie durch vergleichende historische Darstellungen aus der Antike und dem Mittelalter.

Das umfangreiche Ergebnis ihrer Recherche übertrug die Künstlerin auf Tafeln, auf die sie die Bilder und erklärende Texte als Collagen montierte: die obere Reihe mit den Posen der Männer als Spiegel patriarchalischer Machtverhältnisse, darunter die Frauen und zum Teil einige Ausnahmen zu den Stereotypen. Im Anschluss an diese installative Form veröffentlichte Wex in erweitertem Umfang ein Buch mit dem Titel „Weibliche“ und „männliche“ Körpersprache als Folge patriarchalischer Machtverhältnisse (1979). Tafeln und Buch eröffnen eine Bandbreite an fotografischem Quellenmaterial: von Wex’ Straßenfotografien und fotojournalistischen Aufnahmen über Werbeanzeigen, kunsthistorische Reproduktionen, Schnappschüsse aus Familienalben bis hin zu pornografischen Bildern und Fotos berühmter Persönlichkeiten sowie Fernseh- und Filmstills.

Marianne Wex’ Fotoprojekt ist im höchsten Grade konzeptuell. Es verdeutlicht einen spezifischen Umgang mit dem Medium Fotografie und der Appropriation des gefundenen Bildmaterials. Gleichzeitig verortet sich die Arbeit im Kontext der feministischen Bewegung der 1970er Jahre. So wurden die Fototafeln das erste Mal 1977 als Teil der Ausstellung „Künstlerinnen International 1877-1977“ in der NGBK in Berlin gezeigt. Die Fototafeln wanderten Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre noch durch einige nationale und internationale Ausstellungen, wurden dann aber weitestgehend vergessen, bis ein Teil des Körpersprache-Projekts 2009 in der Focal Point Gallery in Southend-on-Sea gezeigt wurde. Die Ausstellung im Badischen Kunstverein zeigt nun erstmals alle vorhandenen Tafeln des Projekts, die gemeinsam mit Marianne Wex für die Präsentation aufbereitet und zusammengestellt wurden.

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Marianne Wex
„Weibliche“ und „männliche“ Körpersprache
als Folge patriarchalischer Machtverhältnisse
Co-Kurator: Mike Sperlinger