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Die Projekte von Maria Eichhorn (geb. 1962 in Bamberg) haben meist prozessualen Charakter. Häufig greifen sie Strukturen und Mechanismen der Institutionen auf, in denen sie stattfinden und involvieren die Personen, die dort arbeiten. Für die Documenta11 gründete Maria Eichhorn beispielsweise die Maria Eichhorn Aktiengesellschaft, die juristisch so konzipiert ist, dass kein Kapitalzuwachs möglich ist. Gründerin und Vorstand der Gesellschaft ist Maria Eichhorn selbst, der Vorsitzende des Aufsichtsrats der Documenta-Leiter Okwui Enwezor. Das Kapital besteht aus einem Teil des Produktionsetats, der Maria Eichhorn von der Documenta für ihr Projekt zur Verfügung gestellt wurde. Durch das Einfrieren des Betrags führt sie das Prinzip dieser eigentlich gewinnorientierten Gesellschaftsform ad absurdum und wirft zugleich Fragen zum Verhältnis von Kunst und Kapitalismus und zur Autonomie des Kunstwerks auf.

Für die Städtische Galerie im Lenbachhaus hat Maria Eichhorn ein Projekt entwickelt, in dem sie sich mit dem komplexen Thema nationalsozialistischer Raubkunst in deutschen Museen und der aktuellen Restitutionspolitik beschäftigt. Anhand einer Gruppe von Kunstwerken aus der Sammlung der Städtischen Galerie im Lenbachhaus untersucht sie grundsätzliche institutionelle und kulturpolitische Vorgänge, wie sie für die Situation der Museumssammlungen in Deutschland charakteristisch sind. Die meisten der in der Ausstellung gezeigten Werke sind Dauerleihgaben der Bundesrepublik Deutschland aus dem ehemaligen Restbestand des Münchner Central Collecting Point, wo von den Alliierten nach Ende des Zweiten Weltkriegs nationalsozialistische Raubkunst gesammelt und zum überwiegenden Teil restituiert wurde. Einen weiteren Aspekt dieses Themenkomplexes veranschaulicht das Gemälde „Trabrennen in Ruhleben“ von Max Slevogt, das erst kürzlich von der Städtischen Galerie im Lenbachhaus restituiert und anschließend für die Sammlung des Hauses zurückgekauft wurde. In ihrem Projekt geht es Maria Eichhorn nicht um eine rein dokumentarische Aufarbeitung, sondern um die Entwicklung einer künstlerischen Methodik, die es ermöglicht, die heterogenen Bedeutungsebenen zu veranschaulichen, die Kunstwerke als Objekte realer Geschichte und Ziel verschiedenster Besitzansprüche erhalten können. Anhand der dabei sichtbar werdenden historischen Fakten, gegenwärtigen kulturpolitischen Verhältnisse und institutionellen Prozesse untersucht Maria Eichhorn die Grundbeziehung von Geschichte und Gegenwart, von Methodologie und Vermittlung. Pressetext

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Maria Eichhorn - Restitutionspolitik
Kuratorin: Susanne Gaensheimer
Ausstellung im Kunstbau