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Der Maler, Zeichner, Bildhauer und Videokünstler Marcelo Viquez (*Montevideo, 1971) zeigt bei Sebastian Brandl neue Arbeiten erstmals in einer Einzelausstellung in Deutschland. Der in Mallorca lebende Künstler stellt rund 20 Zeichnungen in verscheidenen Techniken und Maßen sowie ein Video aus. Wie das gesamte Werk von Viquez, so hat auch der Ausstellungstitel eine erzählerische bzw. persönliche Bedeutung: der Begriff solo (span. allein) fungiert hier als Wortspiel im doppelten Sinne, da er sowohl den Inhalt der Arbeiten widerspiegelt, aber auch Leben und Charakter des Autors beschreibt.

Mit Begeisterung spricht Viquez von seiner Punkband, in der er Schlagzeug spielte und die sein Lebensmittelpunkt darstellte. So waren die regelmäßigen Treffen in den Garagen eines Stadtviertels von Palma de Mallorca mit anderen Musikern für ihn heilig als auch unabdingbar; seine Zeiteinteilung und die Kontakte zu den übrigen Mitmenschen waren auf diese Zusammenkünfte ausgerichtet. Die Musiker versammelten sich, um angestaute Energien nach Lust und Laune freizulassen und neue Kräfte zu tanken.

In der Ausstellung erzählt Viquez nun die Geschichte des Bruchs mit der Gruppe, seinen freiwilligen Entschluss aber unvermeidbaren Verlauf, seine Befreiung. Er stieg aus, da er nicht fähig war in einer Gruppe zu arbeiten; weil er sich auf festgefahrenen Pfaden eingeschränkt fühlte, erschöpft von jener Sache, die ihm am meisten gefiel. Viquez' Leben ist geprägt von seinem nichtkonformistischen und aufrührerischen Charakter, der aber letztendlich das Ticket in die Ausdrucksfreiheit war, ungeachtet der zahlreichen Möglichkeiten auf ein komfortables, normales und alltägliches Leben. Somit dechiffrieren sich die Zeichnungen durch seine Erzählung, in das Zeugnis eines Prozesses, des Bruchs und der Wiedergeburt eines befreiten Künstlers, der auf diese Weise zum visuellen Chronist seines eigenen Lebens wird.

Das Werk von Viquez weist die Ästhetik und Ikonographie des Comic, des Graffiti und der Pop Art auf. Die aktuellen Zeichnungen bedeuten nicht nur einen Bruch mit seinen Routinen, sondern auch ein Abrücken von einer Typisierung seines Werkes. Er legt gewissermaßen jenen Stempel ab, der seinen künstlerischen Stil bisher kennzeichnete, und wendet sich deutlich einer realistischeren und fotografischen Position zu. Der Rhythmus des durch mittelformatige Zeichnungen (29 x 39 cm) geformten Mosaiks wird insbesondere durch zwei großformatige Arbeiten (156 x 129; 117,5 x 132 cm) unterbrochen: ein Selbstbildnis auf einem Schlagzeughocker sitzend mit den Drumsticks in den Händen sowie das Instrument selbst, versehen mit dem Schriftzug 'Amistad Tenuitas' und dem Satz 'one day is fine next is black'.

Die Zeichnungen präsentieren sich als technisches Spiel mit Bleistift, Kugelschreiber, Kohle oder als Collage in Kombination mit Worten bzw. geschriebenen Äußerungen, welche die Ikonographie verstärken und Botschaften, Zitate, Gedanken oder direkte Anspielungen auf die eigene Person ausdrücken. So z.B. bei der Zeichnung mit dem Schriftzug 'Attitude’ (engl. Einstellung, Haltung): ein Begriff wird wiederverwandelt in das Schlüsselwort der Ausstellung und zum raison d’être seiner selbst. Es ist Viquez' Attitude, die ihn leiden lässt, die ihm Freiheit schenkt und die den 'Solo-Weg' kennzeichnet. Oder die Arbeit mit dem Wort 'Amistad’ (span.: Freundschaft), womit der Künstler klarstellt, dass sein Bruch mit der Band ein notwendiger Schritt zur eigenen Individualität war, aber nicht die Freundschaft zu den restlichen Bandmitgliedern betroffen hat. In diesem Kontext ist auch die Zeichnung eines mit Nieten bespickten Halsbandes zu verstehen, das die Trennung/Teilung der Wege symbolisiert.

Das Video, in dem sich der Künstler in autobiografischer Form Schlagzeug spielend zeigt, ruft eine gewisse Melancholie hervor, die jedoch schnell von der Lautstärke des Instruments zerschmettert wird, das einen Rhythmus und neue Wege kennzeichnet. Der Kurzfilm ist die Zusammenfassung seiner persönlichen Geschichte: solo, allein, eingehüllt in das eigene Universum, ein einsamer Künstler, ein Bohemien des XXI. Jahrhunderts.

Marcelo Viquez hat an zahlreichen Gruppenausstellungen in Spanien, Uruguay, Korea, Holland und Deutschland teilgenommen sowie in den wichtigsten Kulturinstitutionen in Mallorca ausgestellt. Einige seiner Arbeiten befinden sich in privaten und öffentlichen Sammlungen, so in der Sammlung Sanahuja, der Sammlung der Fundación Barceló, im Rathaus von Palma de Mallorca oder im Consell von Mallorca.

Suzana Mihalic

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Marcelo Viquez: Solo