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Die biblischen Erzählungen von Marc Chagall zählen zu den Meisterwerken seiner Kunst. Die Albertina zeigt zum ersten Mal die großen Zyklen der 1930er, 1950er und 1960er Jahre. Höhepunkte sind die siebzehn monumentalen Spätwerke des russischen Künstlers aus dem Musée National Message Biblique Marc Chagall, Nizza. Mehr als 130 Gemälde, Aquarelle, Pastelle und Gouachen geben Einblick in Chagalls Interpretation der Heiligen Schrift. Chagall versteht es, in seiner ganz persönlichen Bildsprache die großen Mythen des Alten Testaments voll Poesie und Phantasie darzustellen.

Die Auseinandersetzung Marc Chagalls mit der Bibel begann schon sehr früh: „Von Kindheit an hat mich die Bibel fasziniert. Sie scheint mir noch immer die bedeutendste literarische Quelle aller Zeiten zu sein. Seit damals habe ich diesen Widerschein im Leben wie in der Kunst gesucht. Die Bibel ist wie der Widerhall der Natur und ich versuche dieses Geheimnis zu übertragen“, meinte Marc Chagall anlässlich der Eröffnung des seinem Werk gewidmeten Museums in Nizza 1973. Seine Interpretationen der Heiligen Schrift hatten hier endlich einen besonderen Platz bekommen.

Für Chagall ist die Auseinandersetzung mit der Bibel kein reiner Kommentar des biblischen Textes. Dieses Schaffen bedeutet für Chagall auch eine Auseinandersetzung mit seiner jüdischen Identität, ein Besinnen auf seine kulturellen Wurzeln und die Welt seiner Jugend.

Marc Chagall, einer der Wegbereiter der Moderne, wurde 1887 in Witebsk in Weißrussland als Kind einer armen jüdischen Familie geboren. Eine erste Studienreise führt ihn bereits 1912 nach Paris. 1923 beschloss er, endgültig nach Paris zu übersiedeln. Der Heimatort Witebsk und dessen jüdische Welt bleiben dennoch sein Leben lang von großer Bedeutung. Als ihn 1930 Ambroise Vollard beauftragt, die Bibel zu illustrieren, reist Chagall sogar eigens nach Palästina, um das Land der Propheten kennen zu lernen. Die künstlerische Auseinandersetzung mit der Heiligen Schrift ist dabei für Chagall vor allem eine Möglichkeit, mit dem Judentum, auch im Pariser Künstlermilieu der 30er Jahre, verbunden zu sein. 1950 lässt sich Chagall in Vence, in Südfrankreich in der Nähe von Nizza nieder. Angeregt durch die „Chapelle du Rosaire“, die in Vence gerade errichtet und von Henri Matisse ausgestattet wird, beschließt er, sich erneut dem Thema der Bibel zu widmen. Nun jedoch überträgt Chagall seine Bildfindungen in monumentale Formate. Zentrales Werk sind dabei die 17 großformatigen Gemälde, die Message Biblique, die er 1955 beginnt und 1966 vollendet. Marc Chagall hat diesen Zyklus 1966 der Stadt Nizza geschenkt, die dafür ein eigenes Museum errichtete, das 1973 eröffnet wurde. 1977 wird die Message Biblique sogar im Louvre in Paris ausgestellt. Die Message Biblique ist nicht nur ein Hauptwerk im späten Schaffen Chagalls, sondern bildet auch den Höhepunkt in der Ausstellung der Albertina. Die Gemälde sind erstmals seit rund dreißig Jahren außerhalb des Museums in Nizza zu sehen.

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Marc Chagall "Die Mythen der Bibel"