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Patrick Rieve: "It had to be Murder"
Parallel zu seinem Beitrag "It had to be Murder" für die Ausstellung "Mapping a City: Hamburg-Kartierung" im Kunstverein in Hamburg hat der Hamburger Künstler Patrick Rieve einen Scharfschützenschuss in die Galerie für Landschaftskunst gesetzt. Diese Arbeit ist bis auf weiteres in den Galerieräumen zu besichtigen.

Die Galerie für Landschaftskunst ist ein von Anna Gudjónsdóttir und Till Krause 1993 gegründetes Künstlerkollektiv, das in jeweils wechselnden Formationen Projekte, Vorträge, Filmabende und Ausstellungen veranstaltet.

Diese finden sowohl in ihren eigenen Räumen, als auch in anderen Institutionen oder im öffentlichen Raum statt. Im Mittelpunkt der von den beteiligten Künstlerinnen und Künstlern initiierten Anlässe, Arbeitsfelder und Versuchsanordnungen stehen Vorstellungen über Natur und Landschaft und deren Verhältnis zur Stadt. Ihre häufig interdisziplinären Gemein-schaftsprojekte untersuchen dabei landschaftliche und urbane Strukturen auf ihre ökologischen, sozialen und politischen Bedeutungen. Im Rahmen von "Mapping a City: Hamburg-Kartierung" fanden von Mitte März bis zur Eröffnung der Ausstellung im Kunstverein Exkursionen, Vorträge und Diskussionsveranstaltungen statt. Teil des Projektes waren auch mehrwöchige Atelieraufenthalte der Künstler Bob Braine, Mark Dion, Kristinn G. Hardarson, Jussi Kivi und Nils Norman. Viele der involvierten Künstlerinnen und Künstler haben sich über einen längeren Zeitraum mit Hamburg als kulturellem und ökologischem Handlungsraum beschäftigt und erprobten mit unterschiedlichen Ansätzen eine Auseinandersetzung mit dem öffentlichen Raum. Einige Resultate ihrer Untersuchungen werden in der Ausstellung in Form von Bildern, Zeichnungen, Audio- und Videoarbeiten vorgestellt. So vollzieht zum Beispiel Bob Braine den Verlauf der ehemaligen Wall- und Befestigungsanlage nach, indem er Bodenproben und Luftaufnahmen von deren Eckpunkten im heutigen Stadtbild dokumentiert. Anna Gudjónsdóttir widmet sich mit ihren Gemälden und Fensterbildern von Wasserphänomenen an den Wehren und Schleusen von Alster und Wandse Orten der Natursehnsucht im städtischen Raum. Florian Hüttner macht über mehrere Wochen akustische Aufnahmen im Bereich des Heiligengeistfelds – dem Ort, wo der berühmte Dom stattfindet, an den das Stadion des legendären FC St. Pauli sowie der alte Bunker angrenzen und der doch nicht mehr als eine riesige, betonierte Fläche ist. Malte Urbschat baut ein Büro in die Ausstellung, wo er seine im Geschäftsviertel Hammerbrook gemachte Überwachung Hamburger Überwachungsdienste vorstellt. Anke Haarmann untersucht die Verwobenheit von Selbstbildern und Eigenheimvorstellungen. Mark Dion portraitiert die bisherigen Anlegeorte der "Biologischen Forschungsstation Alster" mit Wasser- und Schlickproben, mikroskopischen Aufnahmen und viel Platz für zukünftigen Behälter dieses "work in progress". Nils Norman entwickelt eine großformatige Idee von Hamburg als riesigem Abenteuerspielplatz. Mark Wehrmann deutet Stadtarchitektur mittels eines BMX-Rades um, indem er die befahrbaren Flächen der Innenstadt erkundet. Malte Willms zeichnet die Entwicklung selbstorganisierter Strukturen anhand der Zeitung des Altonaer Bürgervereins nach. Till Krause geht die Distanz zwischen Kiel und Hamburg auf einer schnurgeraden Linie ab und kartografiert Handyempfang, direkte Umgebung und die Hindernisse, die sich ihm in den Weg stellen. Kristinn G. Hardarson trägt Hamburger Stadtlandschaften auf die Außenwand der Videobox auf, in deren Innern er Projektionen eines mehrtägigen Spazierganges von Pinneberg nach Ohlstedt präsentiert. Ralf Weißleder spürt anhand von Archivmaterial der Ost-West-Straße als städtebaulicher Schneise der Nachkriegszeit nach. Stephan Dillemuth übersetzt Codes, die 1974 als Information über die Erde an Außerirdische ins All gesendet wurden, in Lichtsignale und richtet sie auf einen Berg gekochter Spaghetti – eine Reminiszenz an die Formen, die sich hin und wieder in Getreidefeldern zeigen und von manchem Wissenschaftler als Antwort der Aliens interpretiert werden. Daniel Maier-Reimer verteilt seine Fotografien parcoursartig in der Ausstellung in Anlehnung an sein exaktes Abschreiten der Hamburger Landes-grenzen. Matt Mullican collagiert topografische Karten, gefundene Stadtansichten und handschriftliche Kommentare. Jussi Kivi sieht die Besenhorster Sandberge und die Überreste der dortigen ehemaligen Pulverfabrik mit dem Blick eines Romantikers. Und Patrick Rieve schließlich ermittelt kletternderweise Scharfschützenpositionen und gibt sie und ihren Blick auf den Kunstverein so wieder, dass der Betrachter sie aus der Ausstellung heraus rekonstruieren kann. Begleitet wird die Präsentation von einer Filmvorführung und einer Vortragsreihe. Darüber hinaus spiegelt sich der prozessuale Charakter des Projektes in der Ausstellung wider, in der es neben den konkreten künstlerischen Arbeiten auch eine Plattform gibt, an der öffentliche und interne Arbeitstreffen stattfinden. Im Anschluss an die Ausstellung erscheint ein von Yilmaz Dziewior und Nina Möntmann herausgegebenes Buch im Hatje Cantz Verlag mit Texten von Denis Cosgrove, Tom McDonough, Lucy R. Lippard, Dirck Möllmann, Astrid Wege und Kathrin Wildner. Pressetext