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FRISCH stellt ab dem 14. Januar 2011 den italienischen Maler Manuele Cerutti (*1976 in Turin) erstmals mit einer Einzelausstellung in Berlin vor. Die Ausstellung „Point of Passage“ zeigt eine Auswahl neuer Arbeiten aus dem Jahr 2010.

Mit reduzierter Farbpalette erzählt Manuele Cerutti in seinen Bildern von Situationen, in denen sich Alltägliches und Geheimnisvolles kreuzen. Die dargestellten Menschen sind, alleine oder in kleinen Gruppen, in Gedanken versunken. Oder sie vollziehen Handlungen, die zunächst einfach und alltäglich wirken, wie Steinchen springen lassen oder Eisfischen, sich jedoch nie restlos erschließen. Stattdessen verströmen sie eine melancholische Atmosphäre. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen Naturerscheinungen wie Meteoriten, wasserführende Gruben oder wolkenähnliche Gebilde – und immer wieder Steine. Umgeben von einer Aura des Geheimnisvollen und Wunderbaren regen sie zum Innehalten, Nachdenken und Staunen an.

Steine, ein wiederkehrendes Motiv in Ceruttis Malerei, werden in ganzen Bildreihen variiert. Sie repräsentieren das Ringen widerstreitender natürlicher Kräfte über verschiedene Zeiten hinweg – ein Prozess, der in ihren faszinierenden Strukturen und unzähligen Schichten ablesbar wird. Für seine Darstellungen wählt Manuele Cerutti jedoch vordergründig schmucklose Steine, die vielmehr situationsbedingt und für einzelne Menschen Bedeutung erlangen. Schatten stellen im Gegenzug einen Raum der Negation dar, wo das Sichtbare keine Organisation erfährt. Sie liefern einen Raum des Dunkels und des Geheimnisses. Parallelen zur Symbolik der Steine finden sich in der Erzählweise von Ceruttis Bildern: Motive und Zitate aus verschiedenen, teils widersprüchlichen Kontexten – aus Gemälden alter Meister beispielsweise, aus wissenschaftlichen aber auch aus eigenen Fotografien – werden verfremdet und montiert und bekommen eine neue Rolle im Bild zugewiesen. Indem im Verlauf des Malprozesses unbedingt der Kontakt mit der Ausgangsidee aufrechterhalten wird, entsteht durch Überblendung verschiedener Phasen der Bildentstehung zudem ein Eindruck von Simultaneität. Ursprüngliche Ideen blitzen unter Übermalungen hervor, erneuern sich im Zusammenspiel mit späteren Einfällen und betonen den Prozesscharakter von Ceruttis Malerei. Das Nebeneinander von Früherem, Späterem und Divergentem, vor allem aber die Brüche zwischen den einzelnen narrativen Elementen, sorgen für Mehrstimmigkeit und stetige sanfte Erschütterungen in der Erzählweise. „Point of Passage“ bezeichnet einen Punkt, an dem verschiedene Wahrnehmungsebenen, etwa sichtbare und unsichtbare Welt, aufeinandertreffen und gleichzeitig wahrnehmbar werden. Diese Schwellensituation zeichnet sich durch ihren Annäherungscharakter aus. Ceruttis Bilder umkreisen einen Zustand, in dem sich verschiedene Handlungs- und Erfahrungsmöglichkeiten abzeichnen, jedoch (noch) nicht eingelöst werden. Denn es besteht nicht das Anliegen, das Geheimnis zu lüften, sondern es aufzuspüren und zu bewahren.

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Manuele Cerutti
Point of Passage