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MANFRED PERNICE sculpturama Die skulpturalen Arbeiten von dem deutschen Künstler Manfred Pernice sind aus einfachen, teilweise bemalten oder besprühten Materialien wie Pappe, Spanplatten, Beton, Metall gebaut bzw. zusammengesetzt und durch Texte, Landkarten oder Fotokopien ergänzt. Obwohl Provisorium einer offenen Struktur, erinnert vieles – formal präzise – an Architekturmodelle, Figuren, Möbel und andere alltägliche Gegenstände.

Ausgehend von Beobachtungen der urbanen Umwelt pointiert Pernice deren Unzulänglichkeiten und unterzieht die Ordnungssysteme der Moderne einer fundamentalen Kritik. Um seine spezifische künstlerische Systemerfassung zu erläutern, hat er Begriffe wie Verdosung und Peilung eingeführt. Mit Ersterem bezeichnet er das Herauslösen wie auch das Bewahren spezifischer im Betrieb der Gegenwart gespeicherter Informationen: In den Stofflichkeiten sollen der ursprüngliche Sprachgebrauch, die Funktion, die architektonische Form sowie die immanenten Normen erhalten bleiben. Für seine Arbeiten, die er Peilungen nennt, verbindet Pernice bestimmte Orte bzw. deren RepräsentantInnen zu komplexen, assoziationsreichen Strukturen (Peilanlage).

Dabei erzeugt er von einem Standort aus ein Geflecht aus räumlichen Achsen, Beziehungsverhältnissen bzw. Materialreferenzen und scheint sich zunehmend auch für deren Auflösungspotenzial zu interessieren. Seine Arbeiten können so zugleich autonome Form und einen installativen, narrativen und ortsbezogenen Charakter entwickeln.

TREVOR PAGLEN Für die Umsetzung seiner Werke verwendet der amerikanische Künstler, Autor und experimentelle Geograph Trevor Paglen meist technisch ausgereifte Hilfsmittel wie spezielle Kameras und Präzisionsteleskope mit enormen Brennweiten, die in der Weltraumfotografie verwendet werden. Aus bis zu 18 Meilen großen Distanzen fotografiert er u. a. weiträumig abgesperrte Militäranlagen in den Wüsten der USA.

Seinen Werken gehen akribische Beobachtungen, Recherchen und Datensammlungen voraus. Die Verwendung avancierter Fototechniken und die Programmierung von Computersoftware zur Datengewinnung zählen ebenso zu seinen Arbeitsmethoden wie der Austausch mit internationalen Amateur-Netzwerken von Flug- oder SatellitenbeobachterInnen. Nicht zuletzt aufgrund individueller Flugbeobachtungen wurden die geheimen Gefangenentransporte nach Guantanamo aufgedeckt, die Gefangene zu Verhör- und Folterzwecken außerhalb der USA brachten. Paglen war einer der ersten Künstler, der diese Flüge dokumentierte. Er veröffentlichte seine Beobachtungen und Erkenntnisse in dem Buch Torture Taxi (herausgegeben mit A. C. Thompson, 2006).

MARIA BUSSMANN Long Beach, NY Maria Bussmann geht in ihren Zeichnungen häufig von Texten aus – sie arbeitet mit philosophischen Schriften etwa von Martin Heidegger, Maurice Merleau-Ponty oder Ludwig Wittgenstein. Die Künstlerin transferiert die Bildideen, die sich während des Lesens und Verarbeitens des Sprachmaterials entwickeln, in den zweidimensionalen Raum. In meist größer angelegten Serien zeigt sie Gedankenbilder und Assoziationsketten, die weniger als Illustration der Texte, sondern als offene Kommentare und Anmerkungen zum philosophischen Denken zu verstehen sind – gleichzeitig sind ihre Arbeiten der beharrliche Versuch, der epistemologischen Qualität des Mediums Zeichnung auf den Grund zu gehen.

Das ursprüngliche Textmaterial führt sie einer Unmittelbarkeit zu, die den als Büchern publizierten Schriften in ihrer Form niemals innewohnen kann. Die formalen Aspekte des dünnen Papiers – sie verwendet auch Kassazettelrollen oder endlos scheinende Bänder - unterstreichen den flüchtigen Charakter von Maria Bussmanns Arbeit einmal mehr. Die Künstlerin verkehrt die surrealistischen Methoden der „écriture automatique“ in einen Visualisierungsprozess, der die unterschiedlichen Ausdrucksformen von Sprache/Text, Zeichnung und Raum einander zuführt und schließlich subjektive Verstehenswelten und eine wissenschaftliche Praxis miteinander in Beziehung setzt. Für ihre Ausstellung im Grafischen Kabinett der Secession realisiert Maria Bussmann eine Reihe von Zeichnungen auf der Basis eines mehrwöchigen Aufenthalts in Long Beach (New York/USA).

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Manfred Pernice, Sculpturama
Trevor Paglen
Maria Bussmann, Long Beach, NY