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Die Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder freut sich, dosen,cassetten,Zeugs, die fünfte Einzelausstellung von Manfred Pernice zu präsentieren.

Manfred Pernices Skulpturen - zu Beginn vor allem Dosen und Container, die eine „Verdostheit der Welt“ impliziert hatten - sind zylindrische bzw. quaderförmige, in jüngerer Zeit auch vielflächig prismatische Gebilde, die im Raum Stellung beziehen. Die Materialien - Spanholz, Sperrholzplatten, Kacheln, Eisen, Beton - assoziieren Handwerksmaterialien in einem vorläufigen Zusammenhang. In Kombination mit Texten, Zeichnungen, Zeitungsausschnitten, Fotokopien, (zum Teil gefundenen) Gebrauchsgegenständen und anderen Dingen stellen diese Gebilde ein offenes Referenzsystem her, das spezifische soziokulturelle Codes, Erinnerungen oder auch ortsgebunden Signifikantes einbezieht. Dabei sind „Unschärfe“ und „Peilung“ ausdrückliche Verfahrensweisen in Manfred Pernices Werk. So ist eine Peilung die Momentaufnahme einer Ordnung, die ihre Ohnmacht gegenüber der Komplexität der Welt zugibt und bald auch andere „Zusammenhänge“ herstellen kann. Ähnlich der aus der analytischen Sitzung bekannten gleichschwebenden Aufmerksamkeit sind Pernices Peilungen zum einen Verortung von Geschichte, Sortieren, Separieren, Bewahren auch von Nebensächlichem oder Verworfenem, zum anderen ein poetisches Netzwerk wechselseitiger Bezugnahmen.

In dieser Ausstellung setzt Manfred Pernice seine „Dosen-Arbeit“ in zum Teil veränderter Form fort. Ursprünglich geschlossen, einen möglichen Inhalt verbergend oder nur behauptend, sind sie nun teilweise geöffnet, haben Fächer mit verschiedenen Materialien. Auf Anfrage gibt es dazu Informationsblätter. Cassetten wiederum sind gänzlich geöffnete Formate, am Boden liegend oder an der Wand hängend.

„Das Werk untersucht die Beziehung zwischen Objekten, den Betrachtern und ihrer Umwelt. Die Plattform wird als Sortiersystem der (Ab-)Trennung ausgelegt. Eine Sortieranlage, brauchbares Material zu ermitteln - oder jedenfalls im Sinne einer (Müll)-Trennung den Wert der einzelnen Elemente zu bestimmen. Diese Organisation und Beziehungsverhältnisse zwischen den ausgestellten Objekten sind optionale Systeme, die als offene Erzählung dem Betrachter eine (kurzzeitige) Aktivierung vorschlagen.“ - Manfred Pernice

Die Position der Objekte ist entschieden, aber nicht verbindlich, sie ist nur eine von möglichen Varianten. So stellt Manfred Pernices Werk verschiedene Ausschnitte her, die vom Umgang (und) der Gesellschaft mit den Dingen‚ (auch dem „Zeugs“), erzählen.

Manfred Pernice, geb. 1963 in Hildesheim, lebt und arbeitet in Berlin. Einzelausstellungen (Auswahl): „fiat(lux)“, Institut d'Art Contemporain Villeurbanne/Rhône-Alpes, Villeurbanne; ‘«anexos»LOCAL’, The Modern Institute, Glasgow (alle 2013); „Brei“, SMAK, Gent; n.b.k. Neuer Berliner Kunstverein, Berlin; „déjà vu”, DCA Dundee Contemporary Arts, Dundee (alle 2011); „sculpturama“, Secession, Wien; „baldt1”, Modern Art Oxford, Oxford; „liquidation-tischwelten 2“, CEAAC Centre Européen d'Actions Artistiques, Strasbourg; „Tutti“, Salzburger Kunstverein, Salzburg (alle 2010); “Que-Sah“, Neues Museum, Nürnberg (2008) und „Haldensleben...“, Museum Ludwig, Köln (2007). Teilnahme an Biennalen und anderen Gruppenaussteluneg: Biennale São Paulo (2011); Skulptur Projekte Münster (2007); Biennale Sevilla (2006); documenta XI, Kassel (2002) und Biennale Venedig (2003 und 2001). Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder zeigt Pernices Werk seit 1997.