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Als Abschluss der Ausstellungsaktivitäten des Kunstvereins Bochumer Kulturrat e.V. zum Kulturhauptstadtjahr RUHR.2010 zeigt dieser Fotografien und eine Videoinstallation der Schweizer Künstlerin Myriam Thyes. Die in Düsseldorf lebende Künstlerin setzt sich in dieser Werkgruppe mit der komplexen Geschichte der Insel Malta zwischen Politik und Religion, Wirklichkeit und Metaphorik auseinander.

Die Inseln Malta und Gozo vermitteln ein intensives Gefühl für die Vergangenheit Europas, aber auch für eine psychosoziale Befindlichkeit, die heute noch unser Selbstempfinden als EuropäerInnen zu beeinflussen scheint. Ein Phänomen auf Malta ist der tiefe Katholizismus, der nach wie vor ausgiebig gepflegt wird. Vom 16. bis Ende des 18. Jh. verteidigten die Johanniter von Malta aus als christlich-europäische „Mittelmeer-Polizei“ im Auftrag von Königen, Fürsten und Papst die Küsten des westlichen Mittelmeeres und das Christentum gegen das Osmanische Reich. Malta war jahrhundertelang Schauplatz unzähliger Kriege und Überfälle. Heute ist Malta nicht nur Ziel von Touristen, sondern für viele Bootsflüchtlinge aus Afrika ein Ankunftsland nach Europa. Zugleich nimmt der Bau-Boom auf der wasserarmen Insel zu - Spekulanten bauen Hotels und Ferienwohnungen, die oft lange leer stehen. Währenddessen leben die Flüchtlinge in Flüchtlingslagern in Abrissgebäuden, Zeltlagern, selbst in einem Flugzeug-Hangar. Wie die „Festung Europa“ sich gegen Migranten aus Afrika „wehrt“, weist Parallelen auf zur Abwehr der christlichen Mächte gegen Türken und Araber im 16. - 18. Jh.

Diese historische und symbolische Dimension von Malta wird in den fotografischen und filmischen Montagen von Myriam Thyes nachgezeichnet. Religiöse und historische Bezüge verschmelzen mit dem Alltagsleben auf der Insel. Das Thema von Tod und Vergänglichkeit durchdringt die unterschiedlichen Ebenen und lässt die europäische Gegenwart in ihrer Komplexität anschaulich werden.

Die im grellen Tageslicht aufgenommene Foto-Serie hebt mit kräftigen Farben und harten Konturen v.a. die Gegenwart von Festungsbau, „Hotelburgen“ und Flüchtlingslagern hervor, während die 4-teilige Videoinstallation (im Keller des Ausstellungsraums) mehr die psychisch verinnerlichte Geschichte, das religiöse Ritual und das Schicksalhafte betont.

Die Videoinstallation MALTA AS METAPHOR wurde vom Schweizer Bundesamt für Kultur gefördert.

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Eröffnung: 19. Nov. 2010, 20 Uhr. Einführung: Dr. Christoph Kivelitz

Öffnungszeiten: Do u. Fr 18-20 Uhr / So 15-17 Uhr / und nach Vereinbarung (In der Zeit vom 20. Dez. 2010 bis zum 02. Jan. 2011 ist der Kunstverein Bochumer Kulturrat geschlossen.)

Mittwoch, 12. Jan. 2011, 20 Uhr: Filmabend mit weiteren Werken der Künstlerin.

Kunstverein Bochumer Kulturrat e.V. Lothringer Str. 36 c 44805 Bochum Tel: 0234-862012 www.kulturrat-bochum.de