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Die Gruppenausstellung Malerei zeigt verschiedene Positionen zeitgenössischer Malerei, die der Frage nach Realitätsgehalt von Abbildern zwischen dem Dualismus von Sichtbarem und Sichtbargemachten pendeln. Schwerpunkt der Ausstellung bilden hierbei sechs Maler, deren Ursprung in Osteuropa liegt und im Fokus zwischen handwerklichem Können und kritischer Bestandsaufnahme modernen Lebens stehen.

Zbigniew Rogalski (geb. 1974 in Dabrowa Bialostocka, Polen) zeigt Bilder, die oberflächlich leicht erfassbar scheinen, nach genauerer Betrachtung aber mit ironischem Augenzwinkern vertraute Motive aufbrechen und umgestalten. Auf einer beschlagenen Fensterscheibe steht das vermutlich mit dem Finger in den Dunst geschriebene Wort ‚Lem’, ein direkter Hinweis auf den polnischen Autoren von modernen Utopien Stanislaw Lem. Durch die Buchstaben zeichnen sich Häuser einer Stadt ab; wie der Autor fernen Welten außerhalb der Erde beschreibt, zeigt uns Rogalski die zunächst gar nicht so ferne Umwelt unserer Lebensräume, die oft genug fremd und unklar erscheint.

Marko Lulic (geb. 1972 in Wien, Österreich) arbeitet vorwiegend mit Inhalten, die zwischen vergangenen sozialistischen Strukturen und kapitalistischen Präsentationen changieren. Seine Arbeit ‚Kunstführer’ bildet in grober Struktur das Cover eines Reiseführers durch die DDR ab. Leicht gekippt und am oberen Rand abgeschnitten kommt der Gebrauchssinn des Objektes (ähnlich einem objet trouvé) zum Ausdruck. Gleichsam eindeutig sind die Assoziationen einerseits der DDR mit dem sozialistischen Regime, wie auch die des touristischen Nutzen des Motivs für den westlichen Reisenden.

Rodney Graham (geb 1949 in Vancouver, Kanada) präsentiert in ‚Fonde de boites Fantaisie’ die Verpackung einer extra-großen Sprüngli-Pralinenschachtel, die in ein lieblich-florales Goldpapier eingeschlagen ist, das als Bildträger fungiert. Graham hat die Oberfläche zerkratzt, durchlöchert und bemalt, worin ein Wechselspiel von rein ästhetischer Erscheinung und taktiler Destruktion zum Ausdruck kommt und das als Symbol gegen die kapitalistische Maßlosigkeit verstanden werden kann.

Rafal Bujnowski (geb.1974) widmet sich in seinen an malerische Gegenstände erinnernden Arbeiten dem Verhältnis von Subjekt (Malerei) und Objekt (Gegenstand). Seine Serie ‚Framed’ (‚Gerahmt’) zeigt Bilder, die zurückgehen auf photographische Vorlagen aus der kommunistischen Zeit Polens und bezieht sowohl Passepartout wie auch schwarzen Rahmen in seine Malerei mit ein. Hierdurch gewinnt das Gemälde seinen ambivalenten Charakter der Mischwerks, da vor allem Rahmen als Kunstträger dem zweidimensionale Bild die Qualität des materiellen Gegenstandes zurückgeben.

Michael van Oven (geb. 1956 in Essen, Deutschland) bezieht sich in seiner Arbeit ‚Der Schwur der Horazier’ auf das gleichnamige Bild von Jacques-Louis David (1784, 330x425 cm, Öl auf Leinwand, im Louvre Paris). Diese Paraphrase auf eine bekannte Vorlage stammt aus seiner Serie der ‚Kopien auf alte Meister’, in denen van Oven bekannte Bilder (vornehmlich des 18. und 19. Jhs.) reimaginiert. Mit seinem eigenen groben Duktus zeichnet er die Hauptbestandteile des Bildes in dessen Farbigkeit abstrahiert nach und gibt dem Werk somit eine neue ästhetische Qualität.

Jan Merta (geb 1952 in Sumperk, Tschechische Republik) stellt mehrere Bilder in unterschiedlichsten Formaten aus. Ein flächiger Auftrag, sowie feine Strukturen erweitern das motivische Spektrum, welches vielerlei Anleihen in der Kunst der klassischen Moderne findet. ‚...und gemeinsam gingen sie unter’ zeigt zwei geometrische, orange Kreise, die auf einem monochromen beigen Hintergrund liegen. Sie sind dem Zentrum entrückt, scheinen durch vertraute Sehgewohnheiten nach rechts unten abzudriften. Der Künstler greift hier minimal in bekannte konstruktivistische Strukturen ein und wandelt diese mit einer leichten Ironie in eine neue Bildsprache um.

Slawomir Elsner (geb. 1976 in Wodzislaw, Polen) hinterfragt Photographien aus Magazinen und Zeitschriften, die unterschiedlichste Themenbereiche abdecken. In seiner Serie ‚Lichterscheinungen’ sind es die physikalischen Ereignisse von Blitzen, die er mit hoher Ästhetik umsetzt. Blitze, die sich in einer blauen Nacht am Boden entladen wirken wie ein rätselhaftes Phänomen vor einer Landschaft, suggeriert durch ein Bewusstsein des Betrachters für Lichterscheinungen, die verschiedensten Ursprungs sein könnten. Ebenso die seltene Form des Kugelblitzes mutet an wie ein Himmelskörper, der wesentlich vertrauter im Bildarchiv der Erfahrung ist. Tan Morben

Pressetext

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MALEREI

mit Rafal Bujnowski, Slawomir Elsner, Rodney Graham, Piotr Janas, Marko Lulic, Jan Merta, Michael van Ofen, Zbigniew Rogalski