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„Dann hast du bald eine Sonne gemacht und was am Himmel ist, bald auch die Erde, bald dich selbst und alle übrigen Lebewesen und Gerätschaften und Pflanzen und überhaupt alles, was wir vorhin aufgezählt haben." - „Ja", sagte er, „aber nur so, wie sie erscheinen und nicht wie sie in Wahrheit sind." - „ Sehr gut", erwiderte ich, „du kommst mir mit deiner Antwort gerade recht. Zu den Meistern dieser Art, denke ich, gehört auch der Maler, nicht wahr?" - „Natürlich." - „Du wirst vermutlich den Einwand machen, dass das, was er schafft, nichts Wahres sei. Und doch macht auch der Maler in einem gewissen Sinne einen Stuhl, oder nicht?" - „Ja", sagte er, „etwas, das so erscheint, macht auch er."

Platon, Politeia, Zehntes Buch, 596 c-e

Antje Wachs Gallery freut sich, die erste Einzelausstellung der in Berlin lebenden Künstlerin Maike Sander (*1965) in ihren Räumen zu präsenteren. Die Ausstellung zeigt neue Skulpturen und Skizzen. Der impressionistische Effekt der Skulpturen von Maike Sander ist evident. Die erste Wirkung aus der Ferne ist die eines realen Gegenstandes, etwas lädiert vielleicht, aber präsent und echt. Beim Nähertreten die Erkenntnis: Die Gegenstände und Tierfiguren sind geformt aus Papier und Pappe, wirken wie locker aus dem Handgelenk gefaltet und zusammengeknüllt. Der künstlerische Weg Maike Sanders führt übers Material. Dieses hat sie sich zu eigen gemacht, sie beherrscht Papier und Pappe wie ein alter Meister den Pinsel und die Farbe. Bildete bis vor kurzem die Darstellung von Tieren einen Schwerpunkt in der Arbeit von Maike Sander, so hat sie sich inzwischen verstärkt auch wieder unbelebten Gegenständen zugewandt. Ihre neuesten Skulpturen sind eine Reihe von Stühlen, aus unterschiedlichsten Epochen und Stilrichtungen - Biedermeierstühle neben Garten und Designerstühlen. Die Stühle sind fast alle defekt, es ist die Sitzfläche kaputt oder es fehlt ein Bein. Bei der Auswahl ihrer Vorlagen verwendet sie Gegenstände, die sich in ihrer engeren Umgebung befinden. Worauf es der Künstlerin ankommt, sind die individuellen Spuren des Lebens, die diesen Gegenständen, besonders den Stühlen, innewohnen. Der Stuhl ist für sie nicht nur einfaches Möbel, sondern vor allem persönliches Objekt und Erinnerungsstück. Maike Sander wählt das neutrale Material Papier, um die Gegenstände auf diese Erinnerungen zu reduzieren und diese dadurch hervorzuheben. Dabei reizt sie das Material aus bis zuletzt und lässt auch dem Zufall eine Chance. Durch die Verschiebung in eine neue Materialität bekommen die Objekte einen ganz neuen, poetischen Aspekt. Neben den Stuhl-Skulpturen hat Sander für die Ausstellung auch einige neue Tier-Skulpturen geschaffen. Ein Affenkopf, ein Fisch, der wie aus Pergament wirkt. Statisches steht gegen Bewegtes, Objekte gegen lebende Figuren. Bei beiden ist es der formale Reiz, der ausschlaggebend ist. Ergänzt wird die Ausstellung durch ein Tableau von Skizzen, die mit Filzstift auf Klarsichthüllen gezeichnet sind. Hier erzählt Maike Sander eine persönliche Geschichte, die jedoch nicht lesbar sein soll. Auch hier geht es ihr um die visuelle Erscheinung in ihrer Gesamtheit, das Material - Klarsichthüllen und Filzstift - wirken wie eine materielle Vereinfachung desInhaltlichen.

Maike Sander, geboren 1965, hat an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg studiert. Sie hatte 2009 und 2010 Einzelausstellungen in der Galerie Dörrie Priess (Berlin und Hamburg) und wird ihre Arbeiten im Herbst diesen Jahres im Kunstverein Mannheim zeigen.

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Maike Sander
Ins eigene!