press release only in german

Die Installation „LUST:Wandeln" im kunstGarten weist auf die Bedeutung des Bodens für den menschlichen Körper hin und imaginiert mittels kultureller Fußabdrücke die Körpernähe und Position von Tanzenden am Beispiel des Walzers. Die Übertragung des ursprünglich auch unter freiem Himmel getanzten Volkstanzes auf das „glatte Parkett" des Innenraums der „feinen" Gesellschaft des 19. Jahrhunderts zeigt den Kultivierungsprozess und die Herrschaft über die Natur, vor allem die der Frau. Die neuerliche Übertragung zurück auf die „Wiese“ bringt die Natur wieder ins Spiel. Die Vorschrift der Tanz-Bewegung in den Garten zurückgeführt demonstriert diesen Prozess: Ausschnitte des Tanzparkettbodens in Form von Walzerschrittabfolgen als „Fußspuren" auf die Wiese gelegt zeigen die Körpernähe walzender Bewegungen von Tanzenden und räumen der Lust an diesem Tanz, die durch harmonisches Miteinander von Menschen entstehen kann, den gebührenden Platz ein.

Ende des 18. Jahrhunderts wetterte Marianne Ehrmann (1) im süddeutschen Raum gegen einen „unsittlichen und für die Gesundheit so „gefährlichen" Tanz: „giebt es wohl einen scheußlichren unvortheilhaftren Anblik, als den eines vom Tanz erhizten, von Sinnlichkeit glühenden weiblichen Gesichts? Die Augen ragen aus ihm hervor, sie bekommen violette Ringe, oder glänzen grell und fürchterlich, ein Schweißtropfen jagt den anderen über die verzerrten in Unordnung gebrachten Gesichtszüge hinab.

Der weibliche zur Sanftmuth geschaffene Blik bekömmt etwas wildes, lüsternes, sinnliches, der Stimme fehlts am Athem, dem Ton an süsser Harmonie, den Gliedern an Kräften". ..."Was nicht oft für eitle eroberungssüchtige Grimassen, für unsittliche Bewegungen und Blikke, besonders bei dem häßlichen Schwäbischen Walzer (2), was für lächerliche Geberden und Drehungen, die der schönen, einfachen Natur Hohn sprechen, erblikt man nicht oft bei den Tanzenden?"

(1) Marianne Ehrmann (1755-1795), Schauspielerin, Schriftstellerin, Journalistin, Verlegerin der Frauenzeitschrift „Amaliens Erholungsstunden"

(2) Schwäbischer Walzer, eine Frühform des Walzers

Die Künstlerin Doris Jauk-Hinz kam in Frohnleiten (Stmk.) zur Welt, lebt und arbeitet als Medienkünstlerin in Graz. Studium an der Universität für angewandte Kunst, Wien. Sie inszeniert intermediale Installationen und Projekte im öffentlichen Raum und im definierten Kunstraum. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen die Geschlechterverhältnisse in unterschiedlichen alltäglichen Lebenswelten. 1986 Co-Gründerin von „grelle musik“ mit Werner Jauk; Mitglied von Eva & Co; 2004 – 2007 mur.at Vorstands-mitglied, seit 1995 Kunstverein W.A.S. (Womyn’s Art Support). Artist in Residence: 2011 Stadt Judenburg (A); 2001 UMAS United Media Arts, Durham/Ontario (CAN); 1981 Savaria Museum, Szombathely (H).

Zahlreiche Ausstellungen und Projekte, u.a. zuletzt GESICHTSFELD, Projekt mit Gertrude Moser-Wagner in Graz/ Wien/ Milano, www.gesichtsfeld.mur.at ; "The day after", Koroška galerija likovnih umetnosti, Slovenj Gradec (SI); "Der dynamisierte Augenblick", Asifakeil, Museumsquartier, Wien…Konzeption der Ausstellung „Vagina 2.0“ für virtuelles VAGINAMUSEUM.at, Kerstin Rajnar_frau mag rosa pink.

Zur Eröffnung spricht Stadträtin Lisa Rücker.