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ERÖFFNUNG: FREITAG, 18. NOVEMBER, 19 UHR

Die Ausstellung »imprint/field/surface« zeigt Film- und Klanginstallationen, Fotografien und Fotocollagen der Künstler Luke Fowler (1978, lebt und arbeitet in Glasgow) und Toshiya Tsunoda (1964, lebt und arbeitet in Yokohama) an der Schnittstelle von Bild und Ton. Den Kern der Ausstellung im Bielefelder Kunstverein bildet eine über vier Räume verteilte Installation, bestehend aus vier aktuellen wie neu produzierten Film- und Tonarbeiten. Die Künstler stellen unter anderem die Frage, wie heute ein bedeutungsvoller Dialog zwischen dem Sehen und dem Hören entstehen kann. Die Zusammenarbeit von Fowler und Tsunoda kennzeichnet nicht nur die Kombination von 16 mm-Film und akustischen Wiedergabesystemen, sondern auch ein gemeinsames Interesse an einem Abbild von einfachen Gegenständen, Zuständen oder Phänomenen, die unter sich ändernden Bedingungen betrachtet werden können.

Luke Fowler arbeitet überwiegend mit dem Medium des Films. Seine Filminstallationen brechen mit den klassischen Ansätzen des dokumentarischen Films und deren Präsentationsweisen. Teils in Vergessenheit geratene Konzepte und Experimente, seien sie vom schottischen Psychiater R.D. Laing (1927–1989) oder dem Avantgarde-Komponisten und späteren Politaktivisten Cornelius Cardew (1936–1981), stehen im Zentrum von Fowlers Filmporträts. Es sind keine konventionellen Porträts, wie man sie aus dem Journalismus oder Dokumentarfilm kennt. Alle seine Porträt-Filme bestehen aus Found-Footage, eigenen Aufnahmen, Archivmaterial und Neuinterpretationen von Texten. Dabei rückt der Porträtierte zunehmend in den Hintergrund, so dass der Film selbst mittels der Schnitt- und Tonkomposition zum Sprachorgan wird. In seinen jüngsten Arbeiten, seit sechs Jahren dreht Fowler auf 16 mm, beschäftigt er sich mit der Materialität und den historischen Bedingungen des Films in Beziehung zu Ton und Bild. Seine Arbeiten offenbaren ein besonderes Interesse sowohl am strukturalistischen Film als auch an der Unmittelbarkeit filmischer Präsentationsweisen in den Expanded Cinema-Projekten der 1960er Jahre. Ein weiteres Merkmal seiner künstlerischen Arbeit stellt die intensive Zusammenarbeit mit anderen Film- und Soundkünstlern dar – so auch in diesem Ausstellungsprojekt zusammen mit Toshiya Tsunoda.

Toshiya Tsunoda, der ursprünglich in Tokio Malerei studierte, wird gerne von Kollegen als »Field Recording Sensei« bezeichnet. Seinen Werkansatz kennzeichnet ein Neuverständnis des Begriffs »Field Recording«. Dieses Genre der zeitgenössischen Musik beschäftigt sich in der Regel mit Aufnahmen von Umgebungsgeräuschen im Außenraum. Anstatt sich jedoch auf naturalistische Aufnahmen zu beschränken, entwickelt Tsunoda seine Stücke zu einzigartigen Kompositionen über das Verhältnis von Mensch und Natur, Raum und Erfahrung. Viele seiner früheren Arbeiten haben sich auf einzelne Phänomene konzentriert wie Schwingungen in Feststoffen oder in Luftvibrationen. Sie werden hörbar und enthüllen so ihre verborgene Schönheit in jedem klanglichen Detail. Mit der akribischen Vorgehensweise eines Wissenschaftlers erfasst Tsunoda ungehörte Klänge von Dingen und Landschaften. Mit seiner Arbeit stellt er mehr philosophische, als wissenschaftliche Fragen über die Beschaffenheit von Plätzen und wie wir diese erfahren.

Luke Fowler und Toshiya Tsunoda arbeiten bereits seit 2008 regelmäßig im Rahmen von Ausstellungen, Filmprojekten oder Musikveröffentlichungen zusammen. Gemeinsam realisierten sie bisher u.a. »Composition For Flutter Screen«, eine Filminstallation, die für die Yokohama Triennale (2008) entstanden ist und 2009 in der Serpentine Gallery gezeigt wurde; den Film »A Grammar For Listening Part 3« (2009), das Album »Familial Recordings« (Edition.t, 2010) und »Helen (Teil der Serie: Tenement Films, produziert und ausgestrahlt auf dem britischen Kanal 4).

Kurator: Thomas Thiel