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In seinen Bildern und Installationen bezieht sich Lukas Duwenhögger auf historische Ereignisse, literarische Texte sowie andere gesellschaftliche und kulturelle Aspekte von der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert. Ausgangspunkte seiner allegorischen, figurativen Arbeiten können dabei sowohl Werke der so genannten Trivialkultur sein (wie zum Beispiel Musicals oder Cabarets) als auch Bücher von Willa Cather, Henry James oder Ronald Firbank. Die anspielungsreichen Texte dieser Autoren faszinieren Duwenhögger unter anderem, da sie großenteils nicht zum anerkannten Kanon der Moderne zählen, sondern eher im Schatten der etablierten Literatur zu finden sind. Aber auch ihre verfeinerte Technik der Andeutungen und des Klatsches sowie ihr Bezug auf Details der Mode und andere zeitbedingte gesellschaftliche Konventionen interessieren den Künstler. Häufig spielen in seinen komplex komponierten, bühnenartigen und mit vielen Details versehenen Gemälden verrätselte Hinweise auf homosexuelle Repräsentationen und Rollenzuweisungen eine signifikante Rolle. Dabei geht es jedoch weniger um den Einsatz klischeehafter Bildfindungen, als vielmehr um eine Beschäftigung mit Differenz und Exzentrik. Duwenhögger setzt bestimmte Farben, Symbole und Darstellungen von Redensarten so um, dass auch Außenstehende sie erahnen, ohne sie genau entschlüsseln zu müssen. Neben den formalen Kriterien seiner Bilder, dem virtuosen Umsetzen räumlicher Darstellungen, der einfühlsamen Wiedergabe von Oberflächentexturen und Lichtsituationen sind es vor allem diese Hinweise auf subkulturelle Milieus und verfeinerte Lebensformen, die seiner Arbeit eine singuläre Stellung innerhalb des aktuellen Malereidiskurses verleihen. Lukas Duwenhögger wurde 1956 in München geboren und studierte an den Kunstakademien in München und Düsseldorf. Seit vier Jahren lebt er in Istanbul. Neben zahlreichen Einzelausstellungen in Galerien in Berlin, Köln, Zürich und London beteiligte er sich an Gruppenausstellungen im Kunstverein München oder dem Stedelijk Museum Amsterdam und nahm an der 6. Istanbul Biennale teil. Die retrospektiv angelegte Präsentation im Obergeschoss des Hamburger Kunstvereins ist seine erste umfassende institutionelle Einzelausstellung.

In den Computerbildern, Zeichnungen, Fotografien und Installationen des in Hamburg lebenden Künstlers Michael Hakimi (geb. 1968) verdichten sich abstrakte und figurative Zeichen zu einem differenzierten Bedeutungsgeflecht, das populärkulturelle, folkloristische und gesellschaftlich aufgeladene Motive vereint. Eine besondere Spannung entsteht dabei in der Kombination von narrativen Figurationen und rätselhaften, nicht zu durchschauenden Elementen. Auch wenn Hakimis Computerarbeiten z.B. Erinnerungen an Entwürfe der achtziger Jahre, etwa für Plattencover oder Werbeanzeigen, wecken können und seine Installationen aus Zeitungspapier oder Teerpappe zuweilen wie Reflexe auf Minimal Art und Konzeptkunst erscheinen, entziehen sie sich doch eindeutigen Interpretationen. Umso stärker erzeugen sie eine zwischen Tristesse und Euphorie changierende Atmosphäre, die sie gleichermaßen fragil und monumental erscheinen lässt. Hakimis raumgreifende Installation Der große Ofen wurde speziell für den Kunstverein entwickelt. Als ein begehbares, stark formalisiertes Szenario aus einfachen Materialien wie Papier, Holz, Farbe und Porzellan stellt sie zum einen eine unmittelbare Reaktion auf die räumlichen und institutionellen Gegebenheiten des durch seine fensterlosen, vier gleich erscheinenden Wände als typischen White Cube zu charakterisierenden Ausstellungsraum dar. Zum anderen spiegeln sich urbane, ökologische, politische und soziale Vorstellungen wider, die weit über den Rahmen des autonomen Kunstkontexts hinausweisen. Zusätzlich ruft der Titel Der große Ofen unterschiedliche, teilweise widersprüchliche Assoziationen hervor und kann nicht nur als Metapher für ein in sich geschlossenes System gedeutet werden, sondern auch als Produktionsstätte, die sowohl schöpferische wie zerstörerische Kräfte bereithält. Pressetext

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Lukas Duwenhögger - Prinzenbad (Obergeschoss)

Michael Hakimi - Der große Ofen