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LUKA FINEISEN Ergänzung – Intervention am stillgelegten Hallenbad

Luka Fineisen beschreibt ihre Intervention wie folgt: Das stillgelegte Hallenbad in der Stadt interessiert mich aufgrund seiner eigentümlichen Architektur. Es erscheint inmitten des pittoresken Stadtbildes seltsam minimalistisch. Man sieht dem Bau an, dass er schon jahrelang verlassen daliegt. Etwas Unheimliches geht von ihm aus. Seltsamerweise riecht es im Gebäude noch unverkennbar nach Hallenbadbetrieb, obwohl Dampfbad, Sauna und Schwimmbecken seit Jahren unbenutzt daliegen. Es ist noch unklar, was mit dem Gebäude geschehen soll, es gab wohl verschiedene Ideen, die immer wieder im Sand verlaufen sind. Da steht ein Fremdkörper mit Potential „Zukunftsnebel... Unsicherheit“ im Sinn der Baufälligkeit als auch der Bedeutung. Das Gebäude scheint mir zusammengesetzt aus Kuben mit verschiedenen Oberflächen. Ein Teil der Fassade rotbraun mit einem regelmäßigen Muster, daneben eine Beton-Glas-Wand. Ich bergreife den überdachten Raum als gleichwertigen Kubus zu den gebauten „Klötzen“ darüber. Mein Eingriff besteht darin, dass ich diesen Raum mit Dunst umgebe. Viele Düsen, welche Wasser ganz fein zerstäuben, werden außen entlang der mit Plastikplanken verschalten Decke angebracht. Sie produzieren ein helles Volumen aus kleinsten Tröpfchen, wodurch ein fragiler Vorhang entsteht.

Mit Abstand betrachtet, assoziiert man durch den Nebel oder Sprühregen an einem windstillen Tag eine Fortführung der Wände bis zum Boden, wodurch das Gebäude noch mehr zu einem geschlossenen Klotz wird. Bei Wind wird die Masse eher zu einer Art Schleier, welcher wegweht und welcher sich dabei laufend verändert. Die Dunstwolke erhält durch die Grenzen des Gebäudes klar definierte Kanten, ist aber in sich vergänglich. Je nach Wind und Thermik verändert sie sich konstant oder zeigt sich als fast massive Wellen, welche sich manchmal völlig auflösen, um danach als subtiler Dunstschleier wieder zu erscheinen. Steht man im überdachten Bereich ist man umgeben von der lebenden Tröpfchenwand, welche teilweise den ganzen überdachten Raum mit einem gerade noch blickdurchlässigen Nebel füllt. Man kann durch diesen Vorhang und die entstehenden Schwaden gehen, ohne richtig nass zu werden; man spürt eher eine kühle Feuchtigkeit. Der Eingriff verstärkt das Thema des baufälligen Bades. Die Elemente Luft, Wasser und Licht werden vermischt zu einem lebenden Stoff, der in sich höchst vergänglich ist, aber konstant neu produziert wird. Der Nebel in seiner filigranen Leichtigkeit steht im Kontrast zur schwerwirkenden Architektur. Das Medium Wasser nimmt Bezug zur ehemaligen Sinnlichkeit des Ortes. Der tote Bau fängt auf eine absurde Art wieder an zu leben. Die gesamte Architektur wird von meiner Setzung infiziert. Die um das Gebäude herumlaufende Treppe funktioniert wie ein Sockel für ein riesiges Objekt. Je nach Wetter und Lichtverhältnissen erhält die Arbeit eine andere Kraft. Bei Sonne kontrastieren Lichtprismen mit dem tristen Eindruck des Gebäudes, manchmal verzerrt Wind das Volumen des Dunstkörpers und Regen potenziert dessen Sinnlichkeit. Der Bau fällt noch mehr heraus aus dem Stadtbild und erhält durch die Installation eine ganz eigene Leichtigkeit.

Luka Fineisen lebt und arbeitet in Köln. Ihr Kunststudium absolvierte sie am Memphis College of Art, USA sowie an der Kunstakademie Düsseldorf in den Klassen Prof. Irmin Kamp und Prof. Fritz Schwengler. Ihre Arbeiten beschäftigen sich mit Material, seine Oberfläche und Ausdrucksmöglichkeiten. Dies sind zentrale Themen, die besonders in der Bildhauerei analysiert und bearbeitet werden.

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Luka Fineisen
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