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“... In mir ist großer Stimme Geschrei. Ich höre auf seinen Sinn, aber kann die tiefen Worte nicht enträtseln. Mit fliegenden Armen fahr ich auf aus dem Mittagtraum. ...” Ludwig Meidner

Ludwig Meidner (1884-1966) gilt als herausragender Vertreter des urbanen Expressionismus. 1912 gründete er in Berlin die Künstlergruppe Die Pathetiker, die in der Galerie Der Sturm ausstellte. Unter dem Eindruck ekstatischer Erlebnisse malte Meidner die Apokalyptischen Landschaften, Katastrophenszenarien, die als seine bedeutendsten Bilder gelten. 1918 präsentierte die Galerie Paul Cassirer seine erste Einzelausstellung.

Neben seiner künstlerischen Begabung besaß Meidner auch ein bemerkenswertes literarisches Talent. Dieses fand seinen Niederschlag in insgesamt drei veröffentlichten Büchern und Dutzenden von Aufsätzen, Feuilletons und humoristischen Glossen.

Meidner wurde 1916 zum Militärdienst einberufen und kam als Dolmetscher in das Kriegsgefangenenlager Merzdorf bei Cottbus, wo er die Briefe französischer Gefangener zensierte. Hier entstand der größte Teil der hymnischen Prosadichtungen Im Nacken das Sternemeer (erschienen 1918 im

Verlag Kurt Wolff Leipzig) und Septemberschrei (erschienen 1920 im Verlag Paul Cassirer in Berlin). Beide Bände enthalten überwiegend autobiografische Texte, aber auch programmatische Äußerungen zur Kunst, Appelle für eine universelle Menschheitsverbrüderung und Schilderungen religiöser Erfahrungen. Bereits in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg hatte Meidner wiederholt ekstatische Erlebnisse, die er rückblickend als religiöse Erweckung beschreibt. Seit 1915 gewinnt die Auseinandersetzung mit religiösen Themen an Intensität. Später wird er zum Judentum zurückfinden, sein Leben gemäß der Religionsgesetze ausrichten und die religiöse Thematik wird einen breiten Raum in seiner Kunst einnehmen.

Obwohl die Zeichnungen im Septemberschrei nicht unmittelbar als illustrative Bebilderungen des Textes zu verstehen sind, stehen sie doch in engem Zusammenhang zu diesem. Neben der extremen Intensität des Erlebens, die für Meidner charakteristisch war, zeugen sie von den tiefen Erschütterungen, die der Erste Weltkrieg als erster Zivilisationsbruch des 20. Jahrhunderts auslöste. Die Kabinettausstellung, die Illustrationen und Textauszüge aus Meidners Septemberschrei präsentiert, begleitet die Ausstellung Ein Fest der Künste (Jüdisches Museum 27.07.-29.10.06), die sich dem Verleger und Kunsthändler Paul Cassirer widmet, in dessen Verlag der Septemberschrei erschien.

Pressetext

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Ludwig Meidner
SEPTEMBERSCHREI
Kabinettausstellung des expressionistischen Künstlerbuchs