press release only in german

Nur als Projektion ist die Kindheit eine Phase ungetrübten Glücks, und idyllische Bilder des jungen Menschen sind zumeist Wunschbilder der älteren Generation oder archaische Urbilder. Zeitgenössische Fotografen zeigen ebenso nachdenkliche wie nachdrückliche Porträts und dunkle Seiten der Kindheit (bei Achim Lippoth und Julia Kissina ebenso wie bei Bernd Telle). Das Kind ist für unsere Gesellschaft ein emotional-ökonomisches Gut (in Werbebildern ohnehin), sublimer auch bei der Serie „The Replacements“ von Barbora Zurkova und Radim Zurek, die ein Kommentar zur Technik des Klonens ist. Dabei ist die Kindheit nicht weniger komplex und ambivalent wie andere Lebensabschnitte. Im Kern gilt das Kind als ethisch guter Mensch, und das Bild des unbeschwerten Kindes wird gebraucht als Hoffnungsanker für eine bessere Welt. Allerdings zeigen intensive Porträts wie die von Göran Gnaudschun oder Herlinde Koelbl, wie latent das Vertrauen umschlagen kann in Entfremdung. Bernhard Prinz präsentiert in der Reihe „Crux“ Kinder in der Adolszenz im Halbakt zwischen Unschuld und erotischem Begehren. Dass Kindheit mit der Geburt beginnt, ist ein Allgemeinplatz. Doch wann beginnt und wann endet die Adoleszenz? Wie unser Bewusstsein nicht nur Gegenstände und Sachverhalte für sich konstituiert, sondern auch wie es unser Selbstbild bestimmt, zeigen die Beispiele aus „Little Adults“ von Anna Skladmann, wo vor allem die Kinder selbst verantwortlich waren für ihren Auftritt wie ihr Outfit. Das optimistische Kinderbild ist längst destruiert, umso sprechender und erhellender erscheint, was uns zeitgenössische Fotografen vor Augen stellen.

only in german

Lucky
Kindheit in zeitgenössischer Fotografie
Kurator: Hans-Peter Miksch

Künstler: Göran Gnaudschun, Julia Kissina, Herlinde Koelbl, Achim Lippoth, Bernhard Prinz, Anna Skladmann, Bernd Telle, Barbora Zurkova & Radim Zurek